Anja Pfeiffer · Familienforschung


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Alle Nachnamen

Die Familiennamen, die in den Forschungen vor kommen

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z A Allmacher (hoch) B Becker, Biesterfeldt, Bluhme, Boenigk, Boonen, Broch, Broeigk, Bronick (hoch) C Cleff, Creutzer (hoch) D Damstein, Dericks, Dörring (hoch) E Ebert, Eckart, Eckhard, Eckhart, Eggerstedt, Ehlbeck, Elnser, Engelsberg, Everts (hoch) F Fahrland, Fölster, Freund (hoch) G Geiß, Geiß, Gerhard, Germann, Gisbertsz, Götzen, Grah, Gronert, Grunert (hoch) H Hadtjen, Haese, Hamdorfs, Hauenschild, Hasterich, Heidorn, Hendrich, Herder, Heß, Heumann, Heydorn, Holtzberg, Holzberg, Horch, Hüllbach, Hüls, Hungler, Huth, Hutz (hoch) I Die (hoch) J Jäger, Jans, Janssen, Juhnke (hoch) K Kaymer, Kirschbaum, Kirstein, Klaas, Klemke, Klemki, Klempki, Klymbki, Koenigk, Köller, Krämer, Kranigk , Kremer, Krempel, Krohns, Kulebahr, Küller, Kürten (hoch) L Laengert, Latz, Lennerz, Lenßen, Leysieffer, Linnartz, Luchtenberg, Lüders (hoch) M Maekensen, Melchiors, Menssen, Metzler, Meurer, Meyer, Milz, Möller (hoch) N Nax (hoch) O Ott (hoch) P Paas, Pfeiffer, Piel, Pill, Plambeck, Prahmann, Preuß (hoch) Q Quasten (hoch) R Rädel, Ratz, Riedemann, Rohwer, Rüttgers (hoch) S Schlösser, Schmitz, Schmitz, Schöndorf , Schöneberg, Schulder, Schulzki, Schumacher, Schump, Sperling, Steffens, Stettens, Strählin (hoch) T Theiß, Theißen, Timmermanns (hoch) U Ungerechts (hoch) V Voos, Voohs, Vooß (hoch) W Warmers, Weber, Wengenroth, Weyersberg, Weyrich , Wiegleb, Wiegleg, Wilck, Winter, Wolferts, Wolfertz, Wolffert, Wölke, Woelki, Wolter, Wolters, Würtz, Würz , Wyrich (hoch)




Alle Nachnamen

Die Forschungsgebiete

Forschungsgebiete Ostpreußen, Westpreußen, Pommern, Niederrhein/Rheinland, Bergische Land, Westerwald, Mosel, Saarland, Harz / Niedersachesn + Türingen, Hamburg/Schleswig-Holstein, Harz, Bayern, Niederlande, Spanien, Brasilien Ostpreußen Kreis Rössel, Regierungsbezirk Allenstein (Ermland): Damerau, Bischofstein, Gerthen, Senkitten, Linglack, Plausen, Polkheim, Prositten Kreis Heilsberg, Regierungsbezirk Königsberg (Ermland): Trautenau, Wuslack, Kiwitten, Thegsten Kreis Mohrungen: Reichau Regierungsbezirk Gumbinnen: Gumbinnen, Stallupönen / Szirgupönen (hoch) Westpreußen Landkreis Elbing, Regierungsbezirk Danzig: Elbing -Stadt / -Land, Ellerwald Kreis Berent, Regierungsbezirk Danzig: Berent Landkreis Marienburg, Regierungsbezirk Danzig: Kalthof (zu Stadt Marienburg) Kreis Großes Werder (?): (Kalthof) (hoch) Pommern Kreis Lauenburg (Leborg), Regierungsbezirk Köslin: Bresin (Damerow) (hoch) Niederrhein / Rheinland / Nordrhein-Westfalen Duisburg, Rheinhausen, Moers, Krefeld, Mönchengladbach, Bonn, Hennef (bei Bonn) Kreis Heinsberg: Wegberg: Dorp, Holtum, Tuschenbroich, Dorp, Clinkum, Tuschenbroich, Arsbeck, Klinkum, Uevekoven, Eiken, am Deick, Busch, Bießen ("Maas - Schwalm - Nette") (hoch) Bergische Land / Nordrhein-Westfalen Leichlingen, Solingen, Solingen-Wald, Solingen-Ohligs, Solingen-Merscheid, Solingen Landwehr, Dabringhausen, Bergisch Neukirchen, Dahl (Dahler Hof), Bleifeld, Inbach (hoch) Westerwald / Hessen + Rheinland Pfalz Lahn-Dill-Kreis: Beilstein, Ulm (Greifenstein), Seilhofen (Gemeinde Driedorf), Obershausen Westerwaldkreis: Westerburg (hoch) Mosel / Rheinland-Pfalz (Traben)Trarbach (Mosel), Enkirch (Mosel), Starkenburg (Regierungsbezirk Trier), Kirn an der Nahe (Hunsrück / Idarwald, Nähe von Idar-Oberstein) (hoch) Saarland Obervölklingen an der Saar (hoch) Harz / Niedersachsen + Thüringen Nordhausen, Goslar (hoch) Hamburg / Schleswig-Holstein Hamburg: Altona Lübeck Bad Segeberg Kreis Pinneberg, Nordwestl. von Hamburg: Eggerstedt (Stadtteil Pinneberg), Wedel, Halsenbek, Rellingen, Holm (Amt Moorrege), Alveslohe (bei Quickborn) Sonstige: Klein Flottenbeck, Schuly, Gieschh., Myhl (hoch)




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Reisebericht West- & Ostpreussen

Reisebericht West- & Ostpreussen

West- & Ostpreußen 2004 Start

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Reisebericht West- & Ostpreussen · Bilder

Bilder aus West- & Ostpreussen

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Reisebericht West- & Ostpreussen · Kapitel 1

Eine Reise in die Vergangenheit

Eine Reise in die Vergangenheit12.8.- 27.8. 2004Wie lange ist es her, dass ich diese Reise machen wollte? Die Reise ins Land und zu den Orten meiner Vorfahren? Als ich 14 Jahre alt war, also vor 18 Jahren, entbrannte in mir zum ersten Mal das Feuer der (Familien-) Forscherleidenschaft. Dieses Jahr im März, entflammte diese Begeisterung erneut.Viele Zweige meiner Vorfahren führen nach Osten, sowohl mütterlicher als auch väterlicherseits:West- & OstpreußenIch freue mich, wie selten zuvor, auf die Reise. "Hoffentlich bist Du nicht enttäuscht." kritisch die Eine, "Grüß mir mein geliebtes Ostpreußen," melancholisch die Andere. "Wenn Du in Langfuhr bist, denk an mich.", die Dritte.Es waren die Orte, die mich interessierten. Wie könnte das soziale Umfeld damals gewesen sein? In welcher Landschaft haben meine Vorfahren gelebt? Das "Hineinhorchen in die Vergangenheit" interessierte mich.Es sollte eine fotografische Entdeckungsreise werden, keine "streng wissenschaftliche". In Archive zu gehen war nicht mein Ziel. Ein Stück "Romantik" war sicherlich auch dabei.Wenn man keine Fakten kennt und sie auch nie erfahren wird, malt man sich seine eigenen Bilder und Geschichten aus, die so nicht mehr existieren.Es ist schon faszinierend, wie aus ein paar abstrakten Daten eine Geschichte entstehen kann. Wenn man dann noch die Orte besucht, entsteht ein Bild der Vergangenheit und des Lebens meiner Vorfahren. Ein vages, teils sehr spekulatives Bild, aber immerhin. Wie lange würde es dauern, bis es ohne meine Aufzeichnungen ganz verbleicht?Diese Reise war ein Streifzug durch meine Familie und zugleich durch das heutige Land Polen. Die vielen verschiedenen Orte, Gegenden und Familienstämme haben sehr viele, intensive Eindrücke hinterlassen. Manchmal verwirrend, insgesamt vielleicht für eine Reise zuviel.Oft ging die Reise, ihre Vor- und Nachbereitung an meine Grenzen. Aber es ist schön, einen Traum erfüllt zu haben.

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Reisebericht West- & Ostpreussen · Kapitel 10

Elbing

ElbingWir verließen Ellerwald und es ging weiter Richtung Elbing, dem Geburtsort meines Uropas Holzberg. Orientierungspunkt war wie immer die Kirche. St. Nikolaien. Mit 95 Metern überragt sie alle anderen Gebäude. In der Nähe gab es einen bewachten Parkplatz.Schon vorher hatte ich gelesen und auf Bildern gesehen, dass Elbing keinesfalls so liebevoll und original getreu wie Danzig wiederaufgebaut wurde.Gegen Ende des 2. Weltkriegs lag Elbing völlig in Trümmern, nahezu die ganze Bausubstanz war zerstört. Noch wiederaufbaubahre Ruinen wurden dann von den Polen eingerissen und die Steine zum Wiederaufbau nach Danzig und Warschau geschafft. Die Altstadt wurde, bis auf wenige Ausnahmen wie die Nikolaikirche, das Markttor und wenige andere Gebäude, platt gemacht. Die Ruinenkeller wurden zugeschüttet und mit Gras eingesät.Anfang der 80er Jahre begann man mit der Rekonstruktion der zerstörten Altstadt. Zwar wurden die Gebäude nach historischen Plänen auf ausgegrabenen Originalfundamenten errichtet, aber die neuen Materialien und viel zu bunten Farben stehen im krassen Gegensatz dazu. Einige Dächer waren gar "modern" in türkis abgesetzt. Unglaublich und geschmacklos wirkt die Stadt ein bisschen wie aus Plastik oder Lego.Den "Hauch der Vergangenheit" konnte man in Elbing jedenfalls nicht mehr atmen. Ich glaube, wenn ich ein "Alt-Elbinger" wäre, würde mir das Herz bluten - was ja auch bei denjenigen der Fall ist.Da wir vorher im wunderbar wieder aufgebauten Danzig waren, fiel der Unterschied natürlich noch mehr auf.Sie bauen in Elbing immer noch. Zwischen den neu erbauten Fachwerk- und Giebelhäusern gibt es immer noch unbebaute Flächen und Baugruben. Die alten Kellermauern sind stark mit Pflanzen überwachsen. Hoffentlich hat man etwas gelernt und geht behutsamer vor.Wir gingen durch die neue Altstadt zum Ufer des Elbing (dem gleichnamigen Fluss).Der Name Elbing stammt übrigens von den früheren Siedlern, die sich aus elbnahen norddeutschen Gebieten (besonders Lübeck) hier ansiedelten. Elbing wurde zu einem wichtigen Überseehafen.Die Lage am Elbing Fluss war dabei ein wesentlicher Faktor für die Entwicklung der Stadt. Die Verbindung mit dem Meer über das Frische Haff mit der Nogat und Weichsel öffnet die Stadt für ganz Europa.1370 versandete der Zugang zur Weichsel und damit der Zugang zum Frischen Haff und zur Ostsee. Aus war es mit den großen Tagen der Seefahrt.Als wir am Ufer des Elbing standen, wo früher der Hafen war, schauten wir uns um. Ich wusste, dass hier nichts mehr steht und eine Lücke klafft bzw. ein Park diese begrünt.Schwer vorzustellen, dass hier früher, an der Straße "Am Elbing", ein reges Zentrum war, belebt durch Fischmarkt und viele Geschäfte.Mein Uropa Alexander Karl Hans Holzberg wohnte auf dieser Straße "Am Elbing" Nr. 25. (spätestens 1887 - mind. 1894)."Julius Stünitz" stand auf dem Haus Nr. 25. Und das Emblem einer Mühle. Vielleicht finde ich hierzu später weitere Informationen.Eine Brücke führt von der Altstadt rüber zur ehemaligen Speicherinsel. Auch wir gingen hinüber.Die Speicherinsel wird im Norden, Westen und Süden vom Danziger Graben umgeben. Die hier errichteten Speichergebäude wurden zur leichteren Unterscheidbarkeit mit Tierbildern bzw. Symbolen versehen, woraus sich ihre Namen wie "Der Storch", "Die weiße Taube", "Neptunsspeicher" usw. ableiteten. Eingelagert wurden u.a. Hanf, Flachs, Wolle, Tierfelle, Asche, Getreide und Heringe. Doch auch die kompletten Speicher wurden im Krieg vernichtet.Hier, in der ehemaligen Speicherstadt, wurde mein Uropa geboren. In der Berlinerstr. 18 kam er am 5.8.1881 auf die Welt. Hatte er Geschwister? Ich weiß, von meiner Oma, nur von einer Schwester, die Näherin war.Sein Vater (mein Ur-Urgroßvater) Heinrich Karl Alexander Holzberg (geboren 14.6.1850 in Gumbinnen) und seine Mutter Blanka Bertha geb. Längert (geboren 18.4.1852 in Berent) wohnte von (spätestens) 1881-1910 (Hochzeit meines Uropas in Danzig) in Elbing.Kurz vor der Geburt ihres Sohnes lebten Sie noch in Danzig. Ihre Hochzeit war in Danzig am 4.3.1877 im Standesamt I der ev. Militärgemeinde.Die Familie Holzberg zog damals scheinbar öfter zwischen Danzig und Elbing hin und her. Erst Danzig (bis mind. 1877), dann Elbing (ca. 1881-1910) und wieder Danzig (mind. 1910-1922).Mein Ur-Uropa war früher Sergeant, also Feldwebel. Hatte mein Opa von seinem Opa diesen Enthusiasmus - unnötigerweise - in den Krieg zu ziehen? Kam mein Ururopa als Sergeant so im Deutsch-französischen Krieg 1870-71 von Gummbinnen nach Danzig? War er tatsächlich im Fuesilier-Regiment Nr.33? Im Internet erklärte mir der Militärexperte Ernst Hoffmann: "Er hat sich wohl im Feldzug bewährt (Eisernes Kreuz II Klasse) und hat sich 1872, statt entlassen zu werden, verpflichtet und ist zu diesem Zeitpunkt auf eine Unteroffiziersstelle gekommen. "Sergeant" ist die nächste Stufe (Stabsunteroffizier) die er dann wohl 1875 erreicht hat.... Die Weiterverpflichtung erfolgte immer auf vier Jahre..... das heißt er hatte 1876 seine Dienstzeit um."Später in Elbing, 1881, wurde er im Adressbuch als Steuerauf-seher (oder ist es ein Schreibfehler in den alten Bücher und heißt Stromaufseher?) erfasst.Ein paar Jahre später (u.a. 1906) wohnten die Familie Holzberg dann auf der Töpferstraße 1, jenseits der Altstadt, direkt am Casino und Park.In den alten Elbinger Adressbüchern findet sich 1881, 1887 und 1906 Alex Holzberg, der damals als Stromaufseher und Mechaniker arbeitet. Übrigens die einzige Familie Holzberg in Elbing. Sie kamen ja nicht ursprünglich von hier, sondern aus Gumbinnen und einige Generationen davor aus Goslar.Da stand ich also - im Jahre 2004 - und versuchte all diese Daten, Namen und Orte zu ordnen. Keine Spuren der Vergangenheit. -Alles verloren.Mit hunderten Gedanken schlenderte ich noch ein wenig am Ufer entlang.Zurück auf der anderen Seite ging es dann noch zur ehemals evangelischen Marienkirche. Sie ist eins der wenigen original erhaltenen Gebäude. Nach der Reformation wurde sie die evangelische Hauptkirche. Heute ist sie Sitz einer Kunstgalerie. Die Skulpturen rund um die Kirche und im Park zeugen davon.Wir beendeten unsere Tour durch Elbing mit einem Spaziergang zum nahe gelegene Markttor am alten Markt.

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Reisebericht West- & Ostpreussen · Kapitel 12

Grünhagen und Kalthof (Kreis Pr. Holland/Mohrungen)

Grünhagen und Kalthof Über den Kreis Pr. Holland nach Mohrungen Wir verließen Elbing in südliche Richtung. Das nächste Ziel Grünhagen (Zielona Paslecka) in Pr. Holland erreichten wir sehr schnell. Die Kirche von Grünhagen war auch für den Ort Kalthof zuständig, wo mein UrUrUrgroßvater Preuß herkam.Die Kirche war alt. Jetzt natürlich katholisch. Früher aber wahrscheinlich evangelisch. Ein Wallfahrtsort mit lauter Marienfiguren und Blumen geschmückt. Fast schon spanisch anmutend.Ich fragte einen alten Mann nach dem alten Friedhof. (Die polnischen Wörter hatte ich mir vorher aus dem Wörterbuch aufgeschrieben). Er zeigte mir, wo der Friedhof war. "Stari nej." (Alt nein.)Klar die alten Friedhöfe haben sie alle systematisch in den 50er Jahren platt gemacht. Doch auch hier war neben dem neuen Friedhof, der alte noch erkennbar an den Bäumen, die ihn umfriedeten und dem alten schmiedeeisernen Tor. Das fotografierte ich symbolisch. Weit hinten in der letzten Ecke waren noch die Reste von alten Grabsteinplatten zu sehen. So kann man Vergangenheit auch auslöschen.Weiter ging es nach Kalthof (Rydzowka), dem Geburtsort (* 1806) besagter Vorfahren. Kalthof schmiegt sich mit ein paar Häusern lieblich in die Talsenke. Ich laufe hin. Es sind sogar noch zwei alte Gebäude vorhanden. Sind die 200 Jahre alt? Vielleicht schon.Alles ist sehr idyllisch, die Zeit steht still. Vögel zwitschern. Und hier sind auch meine ersten beiden Störche die ich sehe. Leider habe ich mein Tele nicht dabei. Die Dorfbewohner gucken. Hier kennt jeder jeden. Zwei kleine Mädchen sprechen mich an. Ich kann leider nur lächeln und freundlich mit den Schultern zucken.Eine Ecke weiter kommt Popmusik vom Traktorradio. Auch hier wieder Blicke der Dorfbewohner. Beim nächsten Mal sollte ich Kontakt aufnehmen.

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Reisebericht West- & Ostpreussen · Kapitel 13

Schloss Karnitten

Schloss Karnitten Über den Kreis Pr. Holland nach Mohrungen Unser Tagesziel und Nachtquartier war das Schloss Karnitten. Wir freuten uns sehr darauf in einem Schloss zu übernachten! Zeitweilig hielt sich sogar Reichskanzler v. Bismarck in Karnitten zur Jagd auf.Doch die Enttäuschung war sehr groß! Alles war lieblos, sowohl die Zimmer, als auch der Service. Obwohl oder gerade weil es einem Deutschen gehörte?Bevor er es kaufte, war hier ein sozialistisches Erholungsheim und Tagungsstätte der Leninhütte des Ursuswerks. Die Zimmer, 9 qm kleine "Saunalöcher" (wegen der Holzvertäfelung), entsprachen so gar nicht der Vorstellung von Zimmern in einem Schloss.Eine herbe Enttäuschung. Die anderen zwei Alternativzimmer, nach denen ich fragte, waren eher noch schlechter.Um das Ganze noch zu toppen, gab es nur bis 20h Essen. Da hatten wir Glück, den sonst gab es das nur bis 19h. Heute war eine Ausnahme. Wen wunderte es, dass die Tischdecke ein Brandloch hatte? Ich bin wirklich sauer und enttäuscht. Auch das Personal ist nicht gerade freundlich und wirkt sehr gelangweilt (am nächsten Morgen waren die Frühstückstische nicht abgeräumt). Alles ist etwas muffig.Beim Abendessen sitzt ein Paar aus Ostdeutschland mit uns am Tisch. Die Gespräche sind ganz interessant. Sie wohnen nahe der polnischen Grenze und fahren nach Polen, über die Grenze um dort billig einzukaufen, im Urlaub waren sie im Nachbarland allerdings bis jetzt noch nie. Die Polen fahren in den Westen um die teuren Marken Originale zu kaufen. Im Hintergrund werden Pseudo- Ritterspiele inszeniert.Das Schloss Karnitten war definitiv die größte Enttäuschung unserer Reise und einfach eine Unverschämtheit!!

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Reisebericht West- & Ostpreussen · Kapitel 14

Willnau & Reichau: Heimat der Familie Preuß

Schloss Karnitten Willnau & Reichau: Heimat der Familie Preuß Am nächsten Morgen, dem 19.8., fuhren wir weiter zum Nariensee. Eine traumhafte schöne Landschaft. Sanfte Hügel gleiten ins Wasser.Der Ort Willnau liegt auf einer Anhöhe, umgeben von Tannenwälder, mit Blick auf den See. Hier kam meinen Urururoma Caroline Nax (*1816) her, die dann im Alter von 43 Jahren(!!) mit Friedrich Preuß (*1806, also 53 Jährig) aus Kalthof / Grünhagen im benachbarten Reichau meine Ur-Uroma Johanna Auguste Preuß (*1859) zu Welt brachte. Genau jene, die mit besagtem Haese ein uneheliches Kind hatte. Alles klar?Der Nariensee gilt übrigens als einer der saubersten Seen hier. Zunächst waren in Willnau nur Neubauten am Hügel zu sehen. Doch kurz darauf kamen wir auch an älteren Häusern vorbei.

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Reisebericht West- & Ostpreussen · Kapitel 15

Reichau, Geburtsort meiner "weißhaarigen" Uroma

ReichauGeburtsort meiner "weißhaarigen" Uroma 2-3 km weiter lag Reichau. Mit eigener Kirche aus dem Jahr 1620 (zu der auch Willnau gehörte). Wie immer steuerten wir diese zunächst an.Sie war sogar offen. Ich ging hinein und dachte an meine "weißhaarige Uroma", Anna Emilie Holzberg geb. Preuss , die hier geboren (* 3.5.1887 ) und getauft wurde. Wie und warum ist sie wohl später von hier ins ca. 60 km entfernte Elbing gekommen, wo sie meinen Uropa Holzberg heiratete?Hinter der Kirche traf ich auf 3 Männer, die dort arbeiteten und erkundigte mich nach dem alten Friedhof. Einer erklärte es mir ausführlich und bemerkte gar nicht meinen immer fragender werden Gesichtsausdruck. Natürlich hatte ich nichts verstanden. Der andere winkte mich ran und ging mit mir um die Kirche nach vorne zur Straße. Ich dachte er wollte mir den Weg von hier zeigen. Doch er ging auf unsere Auto zu (das vor der Kirche stand) und wollte einsteigen. OK, also fuhren wir los. An der Kirche geradeaus, dem Schild Richtung "Niebrzydowo" nach rechts folgend. Nach ein paar Abzweigungen (wir fuhren schon einen Sandweg) zeigte er auf den Wald. Es gab zwar Andeutungen von Fahrrillen, aber man konnte noch nichtmals von Weg sprechen. Er deutete uns hinein zufahren und anzuhalten.Wir waren scheinbar da. Mitten auf dem alten Friedhof, der jetzt ein Wald war. Er zeigte mir ein Grab. Es war das einzige. Er versuchte die Inschrift mit den Händen frei zu "putzen"."Richard Schumann *1860 + 1920/4" (später sah ich, dass der letzte Gutspächter auch so hieß.)Wir suchen unter dem Gestrüpp nach weiteren Gräbern. Nichts.Ich hatte den Eindruck, als würde er sich für den mehr als schlechten Zustand des Friedhofs entschuldigen wollen. Dann versuchte ich dem Mann mit Händen und Füßen und ein paar Brocken polnisch aus dem Wörterbuch zu erklären, dass meine Uroma hier geboren sei. Ob er mich wirklich verstand? Er nickte jedenfalls freundlich.Wir fuhren ihn zurück zur Kirche und auf dem Weg entdeckte ich das Gutshaus. Der uneheliche Vater meiner Uroma war ja Guts-eleve auf einem Rittergut. "Eleven sind einfach Lehrlinge, die die Gutsverwaltung lernen (2-3 Jahre Lehrzeit). Sie lebten in unserem Gutshaushalt mit.Die Eleven waren meist Söhne von befreundeten Gutsbesitzern, die einmal den elterlichen Hof übernehmen sollten, um sich vorher umzusehen, wie andere es machten.Meine Brüder waren auch Eleven auf anderen Gütern, etwa 2 - 3 anderen Gütern, je für etwa 1 Jahr Praxis. Ich hätte wohl auch Eleve sein sollen, bevor ich ein Gut (Eichmedien, Kreis Sensburg) übernehmen sollte, wozu es aber nicht mehr kam.", so Adalbert Goertz."Eleven wurden also dem Kämmerer oder Inspektor zugeteilt, um Anweisungen an die Arbeiter weiterzugeben, oder in die Gutsverwaltung geschickt, um den Papierkram zu beobachten (Steuern, Futterpläne, Saatgutverwaltung, Buchhaltung usw.)"Vor der Reise recherchierte ich wo das Gut, auf dem er Eleve war, hätte sein können. Geboren wurde er ja in Ellerwald bei Elbing. War meine UrUroma dorthin gegangen oder war er nach Reichau oder Umgebung gekommen. Da meine Uroma aber auch (wie ihre Mutter?) in Reichau geboren wurde und es hier tatsächlich ein Rittergut gab, war dies wahrscheinlicher, wenn auch pure Spekulation.. Zudem gab es ja wohl keine Güter in der Elbinger Niederung.Ein Bild von einem Rittergut in Reichau, hatte ich zuvor im Internet gefunden und konnte nun vergleichen. "An der Westseite des Dorfs steht ein zweigeschossiges klassizistisches Gutshaus mit sieben Fensterachsen, das man im 19.Jh über einem vergangen Gebäude errichtete. Das dazugehörige Gut mit den Dörfern Reichau und Willnau hatte 2.000 ha Land und gehörte zeitweise dem Grafen von Dohna-Schlodien. Letzter Besitzer / Pächter war Karl Schümann, der es 1924 von seinem Vater übernahm." War der Grabstein im Wald nicht von 1924?Wie ein Rittergut sah es trotzdem nicht aus. Aber auch das wusste ich ja vorher, dass sich das "Ritter" nicht auf die Architektur, sondern auf dem Sachverhalt stützte, dass bis 1812 bestimmte grosse Güter im adligen Besitz waren und für gewöhnliche Sterbliche tabu. (Grossgrundbesitzer). Dies waren die Rittergüter. Durch die Steinschen Bodenreformen änderte sich das. Der Adel verlor allmählich viele Privilegien, einschl. Polizeihoheit auf den Rittergütern.Dieses Rittergut war eher ein normales Gutshaus, auf der linken Seite relativ Renovierungsbedürftig mit kaputten Scheiben. Doch auf der rechten Seite schien es bewohnt. Ich sah allerdings niemanden.Wie und wo konnte ich auf das Gelände kommen? Von der rechten Seite. Vorbei am Haus gelangte ich auf das Areal dahinter. Ganz schön groß war es mit 4-5 sehr lang gestreckten Scheunen und Ställen. Allerdings stand alles leer und war in keinem guten Zustand.Ich bahnte mir einen Weg durch die Brennnesseln und betrat vorsichtig eine der Scheunen. Man sah noch Heureste. Oben konnte man teilweise das Gebälk sehen.Vielleicht hatte sie hier...? Also vielleicht hatte der 20jährige Gutseleve Gottfried Haese und die 9 Jahre ältere Köchin Johanna Auguste Preuß hier meine Uroma gezeugt? Naja, jetzt ging wirklich meine Phantasie mit mir durch. Aber wenn man keine Fakten kennt und sie auch nie erfahren wird, malt man sich halt seine eigenen Bilder und Geschichten aus.Dieser Haese soll meinem Opa Günther Holzberg übrigens aus dem Gesicht geschnitten ähnlich gesehen haben. Deshalb mochte seine Großmutter ihn wohl nicht so gerne, weil er sie immer an ihre "Affäre" erinnerte.Ich ging wieder zurück Richtung Haus. Von hier sah man den schönen Laubenvorbau zum Garten hin.Da war ich wieder, auf der Straße und im "Jetzt". Das war also mein Ausflug in die Vergangenheit von Reichau.Es ist schon faszinierend, wie aus ein paar abstrakten Daten eine Geschichte entsteht und wenn man dann noch die Orte sieht und dort ist, entsteht ein Bild der Vergangenheit und meiner Vorfahren. Ein vages, teils sehr spekulatives Bild, aber immerhin.

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Reisebericht West- & Ostpreussen · Kapitel 16

Ponarien

Ponarien Weiter ging es nach Ponarien, einem Gut, ca. 5 km von Reichau entfernt. Die Schmiede (mit Storchennest) war schon recht zerfallen. Das Gutshaus aber in gutem Zustand. Es wurde gerade zusätzlich renoviert und soll ein Hotel werden. Ein wahres Schmuckstück.In meinen Rechercheunterlagen entdeckte ich, dass der Hausdiener "Preuß" hieß und im "ostpreußischen Tagebuch" von Hans Graf von Lehndorffs erwähnt wurde. War dieser Preuß irgendwie Verwandt mit mir?

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Reisebericht West- & Ostpreussen · Kapitel 17

Fahrt in den Kreis Rössel

Fahrt in den Kreis Rössel Es ist überraschend, wie nahe manchmal entfernte Familien- zweige, die nichts miteinander zu tun haben, beieinander liegen.Bis jetzt fuhren wir die "Route" meiner Vorfahren mütterlicherseits. Nun fuhren wir in das Gebiet meiner Vorfahren väterlicherseits.Erst mehrere Generationen später sollten sie, fern von der ursprünglichen Heimat, am Niederrhein aufeinander treffen.Die Vorfahren meiner Mutter und meines Vaters haben teilweise nur zwei Stunden Autofahrt voneinander entfernt gewohnt.Und so beginnt nun auch der zweite Teil der Reise, nach Ostpreußen. Auch wenn der Kreis Mohrungen schon Ostpreußen ist , beginnt für mich ist hier ein neuer Abschnitt.Weiter ging es also vom Kreis Mohrungen in den Kreis Rössel (über Liebstadt). Auf der Fahrt bemerkte ich (wir wollten eigentlich anders fahren, daher hatte ich mir DIESE Strecke nicht so genau angeschaut), dass Damerau nur einen Steinwurf entfernt lag. Wie oft war ich mit dem Finger auf der Landkarte in den letzten Monaten bereits hier gewesen? Und seit wie viel Jahren sind mir diese Ortsnamen ein Begriff? Aber erstens führte von hier keine Straße zum Ort und außerdem hatte ich meinem Freund versprochen dass wir heute keine Abstecher mehr machen und morgen Ruhetag ist. Natürlich fiel es mir schon sehr schwer! So lange hatte ich auf diesen Augenblick gewartet und vorbereitet. Aber Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste und hier auch spannendste.Unser Ziel und Quartier für die nächste Woche war der Bauernhof von der Familie Haritz. Die ehemals deutsche Familie wohnt in Staniewo, 1,5 km von Heilige Linde, dem bekannten Wallfahrtsort, entfernt.Der Sohn Leo Haritz wollte mit seinen Kindern gerade zum gegenüberliegenden See und so gingen wir direkt mit. Wunderschön.Es gab sogar eine kleine, ca 4 m breite Sandstelle zum reingehen. Ansonsten sind die Seen ja meist von dickem Schilf umgeben, so dass man nicht immer hineinkommt. Auf einer kleinen Lichtung, zwischen hohen Nadelbäumen, gab es eine kleine sonnig Wiese. Also breiteten wir unsere Decke aus und erholten uns ein wenig von der Fahrt. Da es Wochenende war, waren auch noch ein paar andere Leute dar (sogar mit Zelt). An anderen Tagen konnten wir den See ganz alleine genießen.Am Freitag war dann nur relaxen angesagt, es regnete sowieso. Abends fuhren wir zu essen nach Rastenburg. Das Restaurant, direkt neben der Burg, ist sehr empfehlenswert.

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Reisebericht West- & Ostpreussen · Kapitel 18

Erste Tour durch den Kreis Rössel & Damerau

Erste Tour durch den Kreis Rössel & Damerau (Dabrowa) Am Samstag führte unser Weg zunächst Richtung Rössel, der Kreisstadt, nur ca. 5 km von Heiligen Linde entfernt.Rössel liegt auf einer Anhöhe, so dass man den Burgturm und die Kirche schon von weitem als Orientierungspunkt erkennt. Auf dem in den nächsten Tagen noch oft gefahrenen Weg von Rössel nach Bischofstein (20 km) hat man eine weite Aussicht über die goldgelben Felder und Wälder der Umgebung.Kurz hinter Rössel bildet die Straße einen der traumhaft romantischen Baumalleetunnel. Soviel Ursprünglichkeit gibt es bei uns schon lange nicht mehr. Knorrig stehen sich die teils sehr alten Bäume an den engen Straßen entgegen.Wir fuhren zunächst "durch" nach Kiwitten (Kiwity). Hier wollten wir Danuta treffen. Ein netter Familienforscher, Wienfried Hoppe, hatte den Kontakt hergestellt. Ihre Mutter Grete (geb. Huhmann) ist 79 Jahre und früher selbst mit "den Deutschen" durch die Gegend gefahren.Erstes Ziel war Trautenau (Rotkitnik), wo mein Uropa Anton Grunert 13.2.1891 geboren wurde. Trautenau gehörte zum Kirchspiel Wuslack. Obwohl es nahe den anderen Orten lag, gehörte es schon zum Kreis Heilsberg, der wiederum zu Königsberg und nicht zu Allenstein gehörte.Sein Bruder Bernhard wurde hier anderthalb Jahre später, am 17.7.1892 geboren und in Wuslack getauft. Es folgte der 3. Bruder Carl . (Von beiden Brudern hatte ich übrigens vor der Reise die Nachfahren ausfindig gemacht und kontaktiert.)Die Mutter Magdalene Klymbki (* ca. 1864 in Gerthen - halbe Weg-strecke nach Damerau), wohnte in Senkitten, später Damerau.Der Vater: Karl Grunert wurde am 22.5.1862 in Thegsten geboren und heiratete 1889 in Wuslack.Die Brüder vom Vater kamen auch alle aus Thegsten: der älteste Andreas (*1854) war 8 Jahre älter, der 2. Sohn Jacob (*1856) war 6 Jahre älter und der 3. Bruder Franz (*1857) war 5 Jahre älter als er. Gestorben sind ebenfalls alle in Thegsten Thegsten liegt 3 km südlich von Trautenau entfernt.In Trautenau angekommen, wirbelte Danuta dann den halben Ort mit Fragen nach Grunerts und Schulzkis auf. Ergebnislos.Der Ort Trautenau bestand aus 33 Häusern und zählte ca. 200 Einwohner.Die Höfe, wo wir uns mit den Leute unterhielten, gehörten in deutschen Zeiten: Maluki (2) und Lingenau (1), weiter hinten wohnten Konig/ck.Unsere Fahrt ging weiter nach Schulen (Sulowa), zu Kiwiten gehörend. In der Holzkirche heiratete der Bruder meines Uropas Bernhard am 22.6.1922 seine Frau Anna geb. Brock (* Schulen). Sie war sehr fromm.Schulen hat 2 Friedhöfe. Auf dem Friedhof am Ortsausgang befindet sich ein Massengrab aus dem 2. Weltkrieg, direkt links neben dem Eingang. Nichts erinnert an die Namen der 33 Toten...Dann ging die Fahrt weiter nach Wuslack. Auf dem Kirchhof, wir inspizierten gerade die alten deutschen Gräber, lernten wir den Pfarrer kennen. Er ist Schlesier, spricht deutsch und versucht ein bisschen die alte Gräber rund um die Kirche von Wuslack zu pflegen. Er lud uns in sein Pfarrhaus ein und holte für mich eine Abschrift der alten Kirchenbücher von 1696-1772 hervor. Ein fleißiger Mensch (Willy Anton Ruhbach) hat sie Wort für Wort abgeschrieben. Ich werde ihn auf jeden Fall anschreiben. Ich bedankte mich bei dem Pfarrer und gab ihm noch eine Spende für seine Kollekte.In Bischofstein (Bisztynek) (Karte Ort) machten wir dann Mittags-pause. Mit Keksen und Jogurt vom Skelp (Kiosk-Laden). Danach ging es zur Kirche mit Blick in den Seitenaltar (Hier haben am 22.11.1915 per Kriegstrauung meine Urgroßeltern geheiratet).Der Friedhof (mit eigener Kirche) hat viele alten Gräber mit wunderschönen Grabsteinen und verzierten Kreuzen aus Schmiedeeisen. Hier fand ich auch das Grab von Catharina Schulzki geb. Bordihn (1869-1938). Aus einem Buch wusste ich, dass sie einen Hof in Bischofstein hatte (sie! wurde als Frau genannt!) Vielleicht eine Verwandte von meinem Ur-Urgroßvater August Schulzki, dem "Findelkind aus dem Kornfeld"? Sie ist fast vom gleichen Jahrgang. (Später fand ich auch noch in Prossitten einen Josef Schulzkis, 7.1.1868 - 29.4.1926).Ich notierte übrigens alle alten Gräber und machte viele Fotos. Wer weiß, wie lange sie noch erhalten sind. Und wann sich auch über sie der Schleier der Zeit legt. Allerdings war ich positiv überrascht, denn anders als im Kreis Mohrungen , wo alles "platt gemacht" wurde, erinnerte hier noch so einiges an die deutschen Vorfahren.

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Reisebericht West- & Ostpreussen · Kapitel 19

Damerau

Damerau Dann ging es endlich nach Damerau, dem Ort meines Hauptinteresses. Meine Oma und ihre Schwester Hilde erzählten mir vieles über ihre Besuche in der Kindheit bei den Großeltern in Damerau. So wurde schon früh mein Interesse an diesem Ort geweckt - irgendwo in Ostpreußen...In Damerau lebten meine Urgroßeltern Anton und Maria Grunert geborene Schulzki bevor sie Ende des 1. Weltkrieges ins Ruhrgebiet auswanderten. Damals waren beide ca. 25 Jahre alt.Auch deren Eltern Carl Grunert & Magdalene geb. Klymbki lebten hier, sowie mütterlicherseits August Schulzki und Maria geb. Kirstein.Der Weg von Bischofstein war nicht ausgeschildert, obwohl die sonstige Beschilderung, auch noch so kleiner Orte, eigentlich positiv überraschte. Aus Bischofstein kommend, ist es der Weg ca. 200 m vor den zwei Alusilos im Feld."Südlich von Bischofstein, gut vier Kilometer Luftlinie entfernt, liegt hinter einem Ausläufer des Lackmühlwaldes in einer Niederung, die sich von Klackendorf kommend durch die Gemarkung zieht, das Dorf Damerau. Benutzt man von Bischofstein die Straßenverbindung, so fährt man zunächst die Rößeler Chaussee entlang und schwenkt etwa einen Kilometer vom Stadtrand entfernt in eine nur wenig befestigte Straße, die nach Süden führt. Diese verläuft zunächst zwischen Äckern dahin, mündet dann in den Lackmühlwald, streift das Waldhaus von Trautenau und verlässt dann bald den Forst. Beim Austritt aus demselben breitet sich weithin die Gemarkung von Damerau aus. Hügel und Senken bilden das abwechslungsreiche Mosaik der Landschaft, unverkennbar ein Moränengebiet, wie es in der Eiszeit entstanden ist.", so die Beschreibung aus dem Artikel von Aloys Sommerfeld."Am Eingang des Orts gabelte sich der Zugang in zwei Wege, die sich längs des Dorfes hinzogen und an dessen Ausgang wieder vereinigten. Dadurch schlössen sie eine lange Fläche ein, den Dorfanger. An den Außenseiten der Wege lagen die Bauernhöfe, jeweils von einem Zaun umgeben, dessen dem Dorf abgewandte Seite aus hohen, dicken Planken bestand."Es schien mir, als zöge sich der Weg ewig hin. Die Sandpiste, die zum Ort führte war ca. 5-6 km lang. Zunächst ging es über einen kleinen Birkenweg kurvig voran. Links am Feldrand ebenfalls ein Birkenwald. Dann ging es zu meinem Erstaunen eine ganze Weile durch dunklen Wald. Vielleicht meinten meine Oma und ihre Schwester Hilde diesen Wald, den sie in gruseliger Nachtschwärze mit der Kutsche durchfahren haben. Irgendwie stellte ich mir aber immer einen offenen Feldweg vor, nie einen Wald. Aber in der Vorstellung ist ja oft alles ganz anders.Das letzte Stück Weg wurde wieder lichter. Es gab etwas Sumpf auf der linken Seite des Weges. Und dann kamen die ersten Häuser am Horizont in Sicht. Aufregend! Wie lange hatte ich darauf gewartet? Die Ortskarte von den paar Häusern von Damerau kannte ich fast auswendig. War das der Hof von Bernsdorff, der dort am Horizont auftauchte? Vor Ort sieht natürlich alles anders aus, als auf der Karte oder auf Fotos die ca. 70-80 Jahre alt sind.Immer wieder hielten wir, um Fotos zu machen. Dann kam der Ort. Wo war was? Wir hielten schräg gegenüber vom Dorfteich. Wie wir kurz später feststellen, befand sich hier auch die alte Schule mit einem schönen, kleinen Bauerngarten. Eine Frau saß im Garten vor dem Gebäude und schälte Kartoffeln.Von hier konnte man schon die alte Schmiede sehen. Diese Holzhütte mit Strohdach erkannte ich vom Foto direkt wieder. Später sah ich auf der Karte, dass dort aber noch ein weiteres Gebäude gestanden haben muss. Das Armenhaus?Hilfsbereit und (vielleicht auch selbst etwas neugierig?) ging Dantua direkt auf die Frau zu und sprach sie an. Ich hatte mich ja gut vorbereitet und u.a. die Ausdrucke der ganzen alten Dorffotos (vielen Dank noch mal an Herrn Hoppe) mit. Hier, wie auch später, hatten die Bewohner großen Spaß beim Betrachten der alten Bilder und dem vergleichen, welches Haus welches ist. Am Nitsch Hof kam direkt die ganze Großfamilie zusammen, beratschlagten und stellte fest "Tak, tak, tak," (Ja!)In älteren Berichten über Damerau lass ich immer, der Ort sei wie ausgestorben oder wirkte zumindest so. Das kann ich gar nicht bestätigen. Es war Samstag, in fast jedem Haus trafen wir auf Leute. Die Häuser sind zwar schon durchaus renovierungsbedürftig, aber wie eine Geisterstadt wirkte Damerau nun wirklich nicht. Da war ich schon fast auf schlimmeres eingestellt gewesen.Vom Nitsch Hof gingen wir wieder auf die andere Wegseite, wo der Weg sich gabelt und ein Abzweig aus dem Ort heraus nach Klackendorf führt. (Dieser Weg ist RICHTIG abenteuerlich zu fahren, wie wir später feststellten.) Hier müsste rechts am Horizont der Huhmann Hof sein und links der Hippel Hof.Irgendwo hier muss auch der Hof bzw das Haus von Uromas Bruder Andreas Schulzki gewesen sein. Mit dem kleinen Teich bzw. frühern Brunnen, wo Oma und Tante Hilde als Kinder rein geplumpst sind.Doch der Mann auf dem Grundstück sagte, es wäre früher der Hof von Skottki gewesen. Zunächst war er so unfreundlich wie sein wilder Kettenhund, aber dann wurde er etwas netter. War es der alte Huhmann, der laut Wienfried Hoppe hier wohnt? Aber warum sprach er dann kein Deutsch und erzählte nicht "von früher"?Auf der anderen Wegseite sah man auf der Wiese Reste eines Gemäuers. Vielleicht war dies das Haus von Andreas Schulzki, dem Zimmermann, der auch im Gemeinderat von Damerau war? Ich hatte ja gelesen, dass nur noch die Ringmauer steht.Andererseits erkannten Oma und Hilde auf dem Bild den Hof mit Teich wieder. Sie beschrieben außerdem, schon bevor sie Fotos sahen, dass das Schulzki Haus "auch auf der rechten Seite (von Bischofstein kommend), auf einer kleinen Anhöhe, nicht direkt an der Straße lag."Auch wenn mir das Areal relativ eben vorkam, sah ich später auf Fotos von weiter weg, dass genau dieser Hof (als Einziger) erhöht lag. Vielleicht wohnten hier ja auch die anderen Schulzki Geschwister?Meine Uroma Maria (* 14.09.1891) hatte noch vier Geschwister: Franz (* 1886 † 1950), Bernhard (* 1890, † 1960 in Offenbach), August (* 1893 † gefallen) und Andreas ( † 1960). Alle wurden in Damerau geboren.Wo war also das Haus der Schulzkis? In einem Bericht aus dem "Rößeler Heimatboten" Nr. 2 April 1962 lass ich: "Schulzki: Das Gehöft steht. Der Weg führt heute hinter dem Hause vorbei. Der Hof ist bewohnt."Alles war sehr verwirrend...Dann ging es zurück zur Dorfmitte, Richtung Schmiede.Hier war mein Ur-Urgroßvater August Schulzki Schmied. Er wurde ca.1860 geboren. Wo weiß ich nicht. Er war ein Findelkind und wurde im Kornfeld gefunden. Von wem? Stammte der Name Schulzki von den Adoptiv- bzw. Pflegeeltern? Ich werde es wohl nie erfahren. Als er (spätestens) 1915 in Damerau starb, heiratete seine Frau Maria geb. Kirstein ein zweites Mal.: Wischnewski (* 1860, † 1920) war ebenfalls Schmied und brachte noch einmal fünf Kinder mit in die Ehe, die zufälligerweise, die gleichen Namen hatten, wie die Schulzki Geschwister.(Lebten die Schulzki Mutter 1923 überhaupt noch? Oder starb sie 1919??)Nahe der Schmiede musste auch das Haus der Familie Grunert sein. Wahrscheinlich eins der zwei Häuser an der Straße.Von meiner Oma und ihrer Schwester Hilde hatte ich nur folgende Beschreibung:"Das Haus von Opa Carl Grunert lag auf der rechte Seite, von Bischofstein kommend direkt an der Straße Davor war nur der Hof und die Wiese. Ca. 10m hinter dem Haus war das Plumpsklo, dann kam das Armenhaus."Das war alles. Und vor Ort war dann alles so anders...Später, beim Foto schauen, sagten meine Oma und Schwester Hilde, dass es wahrscheinlich das graue Haus gewesen sei. Früher war es allerdings nur mit Stroh gedeckt.Im Sommer 1922 fuhr meine Oma zum ersten Mal für mehrere Wochen zu ihren Großeltern nach Ostpreußen. Ihr Onkel Bernhard und Tante Anna feierten ihre Hochzeit am 12.6.1922.Fünf Jahre später, 1927, kam sie (9 Jahre alt) dann mit Schwester Hilde (7 Jahre alt) wieder."Unsere Cousinen Clara und Trudchen aus Duisburg waren auch da. Außerdem lernten wir nach einander alle anderen Cousinen kennen:" Aloisius, Bernhard (*1923) war 4 Jahre alt, Alfons (*1924) 3 Jahre und Hedwig (*1925) war 2 Jahre alt. Die anderen fünf Kinder wurden erst später, nach dem Umzug der Familie nach Prossitten,, geboren: Bruno 1928, Anni 1929, Maria 1931, Josef 1932 und Leo 1933.Die Familie Grunert wohnte hier in einem Doppelhaus. Der Vater Carl Grunert war bei dem ersten Besuch meiner Oma 61 Jahre, seine Frau war damals 57 Jahre. Onkel Bernhard wohnte mit seiner Familie in der linken Haushälfte.Meine Oma erinnerte sich: "In dem Haus wohnte auch Onkel Bernhard. Großmutter hatte eine Stube und eine Küche. In der Stube waren auch die Betten. Der rohe Holzboden wurde mit Sand bestreut und gefegt. Dann war er immer blitzsauber. Und das gewürfelte Bettzeug bestand aus selbst gewebten Leinen. Das hat wohl ein Leben lang gehalten. Die Betten standen nicht zusammen. Auf der einen Seiten stand Opas, wo wir schliefen und auf der anderen Seite schlief die Oma. Stroh diente als Unterlage und da konnte man herrlich drauf schlafen. Die Toilette mit Herzchen war etwas entfernt."Ich schaute mich um. Bei dem Haus gab keinen (sichtbaren) Zugang. Wir versuchten es von hinten.Doch hier kamen wir nur zum Haus vom Tischler Schlegel. In seiner ehemaligen Werkstatt, wurden gerade die Kühe gemolken.Später, als wir mit dem Flugzeug über Damerau flogen, sahen wir, das es sich bei dem hinteren Weg um den zweiten "Anger" handelte. Erst aus der Luft konnte ich die räumlichen Zusammen-hänge richtig einordnen.Meine Oma hat noch lebhafte Erinnerungen an damals:"Es gab es viele Fischteiche mit flirrenden Libellen und Binsen staubten mit braunen Pollen. Dort angelten wir, mit selbst gebauten Angeln aus Sicherheitsnadeln und Korken. Und wenn ein Fisch daran war, hab ich ihn vor lauter Schreck fallen lassen. Hilde war anders, sie hat die Fische mit nach Hause genommen und ließ Sie von der Oma braten.Was auch herrlich war, die frisch geschlagene Butter, mit Wasser-perlen dran. Und Brot, im Steinofen gebacken. Herrlich.Wir sind bei dem Bauern in den Baum geklettert und haben die Kirschen vom Baum gegessen. Hilde war ein richtiger Kletteraffe, ich dagegen war immer vorsichtiger. Dann kam der Bauer raus und sagte 'Ihr seid doch aber nicht von hier?' Wir erzählten, dass wir vom Rheinland sind und bei der Oma Grunert zu Besuch. Und als er hörte, dass die Marie unsere Mutter ist, strahlte er (sie hatte damals bei ihm gearbeitet) und erlaubte uns so viele Kirschen zu essen, wie wir wollten. Was wir auch taten, mit dem Resultat, dass wir jahrelang keine Kirschen mehr mochten.Die Dorfschule war Ein-Klassig. Als ich einmal dort war, sollte ich ein Kirchenlied singen, Da ich aber gar keines kannte, sang ich 'Sah ein Knab ein Röslein stehn'.Und das, obwohl die Oma streng katholisch war. Wir mussten immer beten. Ich war brav und hab gemacht, was sie sagte, Hilde dagegen hat sich immer aufs Klohäuschen geflüchtet. Oma wollte sogar, dass ich ins Kloster gehe. Später dachte ich dann, wenn sie so närrisch mit ihrem Kloster war, warum ist sie nicht selbst ins Kloster gegangen.Die Kirche war bei Bischofstein. Jeden Sonntag pilgerten alle aus Damerau die vier Kilometer dorthin. An dem ganzen Sonntag geschah weiter nichts als der Kirchgang.Anderthalb Stunden ging es über Bäche, wo nur ein Brett drüber gelegt war. Und durch einen großen Wald, wo Hilde und ich immer ausgeschert sind und Erdbeeren gepflügt haben, herrliche kleine Walderdbeeren.Wenn die Glocken läuteten, musste man sich hinknien. Und Oma war so fanatisch, dass wir uns sogar auf staubiger Straße zu Boden werfen mussten.Oma hatte einen weiten Rock, der bis zu den Knöcheln ging und schwarze Wollstrümpfe, sehr züchtig. Opa trug seinen dunkelblauen Sonntagsanzug. Wenn an dem Anzug Schnupftabak war, hat die Oma geschimpft und alles wieder weggebürstet. Auf dem Rückweg waren wir in einer Bäckerei. Die Leute, die Geld hatte, setzten sich und tranken auch was, und wir holten nur Milchbrötchen.Einmal hat der Opa geschimpft. Er wollte rauf gehen auf den Speicher zum schlafen, weil wir ja sein Ehebett beschlagnahmt hatten, und da sagte seine Frau 'Voterchen, erst noch den Rosenkranz beten.' Und da hörte ich wie er sagte, 'Ach lass mich doch in Ruhe mit Deinem Rosenkranz!' Er war nicht so fanatisch wie seine Frau. Sie dagegen hat am Tag fünf bis sechs mal den Rosenkranz gebetet. Immer die Perlen geschoben und die Sprüche aufgesagt."Die Großmutter starb kurz nach dem 2. Besuch 1927. Lene weinte bitterlich.Zum Schluss unseres Dameraubesuchs gingen wir zum Hof von Bernsdorff. Hier hatten "Tante Anna" und manchmal die Oma Grunert als Mägde gearbeitet.Der einst so stolze Hof steht seit zwei Jahren leer, "die alten Menschen die dort bis dahin wohnten sind weg", der Hof ist sich selbst überlassen und sieht nicht gut aus. Sehr schade, dass gerade den damals größten Hof dieses Schicksal ereilte. Winfried Hoppe, der Enkel, schrieb mir vor meiner Reise noch, dass sein Opa den Hof 1912 kaufte und umbaute…Von all diesen Eindrücken erschlagen machten wir uns langsam wieder auf den Weg zurück. Das war also "mein" Damerau.Über die extreme Holper Sandpiste ging es 3 km nach Klackendorf und zurück nach Kiwitten. Danuta lud uns noch zu Kaffee und Kuchen ein. Ihre 79-jährige Mutter Grete geb. Huhmann erzählte mit ihrem herrlich trockenen Humor und ostpreußischen Akzent viele lustige Anekdötchen über die wir gemeinsam herzhaft lachten.Früher fuhr die Mutter mit Deutschen durch die Orte. Sie sagte noch halb beleidigt, vor allem aber aus Spaß "Die Deutschen, für die bin ich verantwortlich". Einen herrlichen Humor hat Grete.Irgendwie oder irgendwas erinnerte mich an meine Uroma Grunert. Vielleicht war es der Akzent, vielleicht der trockene Humor (hab ich den als kleines Kind mitbekommen?). Oder ein Zug an ihrem Mund? Die Familie war jedenfalls sehr herzlich und wir hatten einen wunderschönen, spannenden Tag an den ich noch lange denken würde.

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Reisebericht West- & Ostpreussen · Kapitel 2

Fahrt in den Osten

Fahrt in den OstenDen Kopf voller Gedanken fahren wir am Donnerstag, den 12.8.2004 los. "Ihr seid doch nur zwei Wochen weg.", sagt jemand im Büro. Doch mir kommt es so vor, als wenn eine Reise in die Ewigkeit (der Vergangenheit) vor mir liegt. Monate lang habe ich mich vorbereitet. 130 DIN A 4 Seiten recherchiertes und zusammengestelltes Material. Wahrscheinlich ist dann doch alles ganz anders, als ich es mir vorstelle. Auf der Autobahn kurz hinter Düsseldorf, vor uns ein LKW mit "Nordhäuser", Geschichte und Geschichtchen. 400 km geradeaus bis kurz vor Berlin. Bald sind wir in Helmstedt. Frühere Deutsch-Deutsche Grenze, aber auch das ist schon 15 Jahre her... Wie die Grenzen sich verschieben und mit ihnen die Menschen und ihre Schicksale. Hier und damals im Osten. Draußen sind es 30 Grad. Erntezeit, überall sind Heuballen auf den goldgelben Feldern.Das verbinde ich irgendwie schon mit Ostpreußen. Berlin-Stettin. Hört sich schon ganz schön östlich an...Kurz vor der polnischen Grenze ein Schild "Autohandel". Wir grinsen uns an...hoffentlich vergeht uns das Grinsen nicht. Die Autobahn ist die letzten deutschen Kilometer schon sehr holprig. Die Polen übertrumpfen dies noch mit Stücken von Kopfsteinpflaster (!) auf dem letzten Stück Autobahn. Denn in Polen gibt es keine Autobahnen (außer im Süden). Doch als wir die Straße "10" gefunden haben, sind wir angenehm überrascht: Super Zustand!! Die Grenze war unspektakulär, kein Stau, keine Passkontrolle. Schöne Grüße von der EU.Am Straßenrand abwechselnd bunt blühende Bauerngärten und einschlägige Bars mit zwei Herzen oder der Aufschrift "Gogo Bar". Das ist also unser erster Eindruck von Polen. Um es vorweg zu nehmen, im Laufe unserer 3.300 km langen Reise stellten wir positiv fest, dass fast alle "Polen Klischees" nicht zutreffen. Die Bauerngärten faszinierten mich von Anfang an.

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Reisebericht West- & Ostpreussen · Kapitel 20

Nordtour - nordöstlich von Bischofstein bis hoch zur russischen Grenze

Nordtour - nordöstlich von Bischofstein bis hoch zur russischen Grenze Am Sonntag, denn 22.8. beschlossen wir, die Orte nordöstlich von Bischofstein zu erkunden. Es ging zunächst nach Santoppen, dem Ort zwischen Rössel und Bischofstein. Dort stand die Kirche offen und ich ging natürlich hinein. Sehr schön und prunkvoll und natürlich wie alle Kirchen katholisch. Auf dem Friedhof direkt an der Kirche in Hanglage gab es keine alten, deutschen Gräber außer Zweien.Bischofstein mit seinen berühmtem Teufelsstein war unser nächster Stop auf dem Weg nach Norden. Marcus kletterte auf den großen Monolithen um zu prüfen, ob dort tatsächlich - die der Sage nach - 3 Fingertatzen des Teufels zu sehen waren. Nun ja, mit Phantasie kann man ja bekanntlich so einiges sehen...Linglack, 2,5 km nördlich von Bischofstein, der Ort wo meine Ururoma Maria Kirstein,, später Schulzki, 15.12.1861 geboren wurde. Wenn ihr Mann, ein Findelkind, August Schulzki, aus Bischofstein kam (dort gab es eine Familie Schulzki und einen Hof der Bäuerin Katharina Schulzki) würde es vielleicht passen. Aber das ist natürlich Spekulation. Ich werde es nie erfahren ... die Kirchbücher sind ja alle verbrannt.So ist das mit der Vergangenheit, wenn sie nicht von Generation zu Generation weitergegeben wird, ist sie auf einmal ausradiert.Linglack ist ein sehr kleiner Ort mit ca. 10 Häusern. Er gehörte zu der Kirche von Plausen, ein Stück auf der "Hauptstraße" weiter nach Norden. In Plausen wurde Maria Kirstein getauft. Von außen ist die Kirche im typischen Backstein Stil, von innen wirkte sie eher bescheiden. Ebenso die Marienfiguren auf dem Kirchhof. Genau so einfach wie das Leben hier.Auf dem Kirchhof gab es keine Gräber. Der Gottesdienst fing gerade an und (wie immer) schauten mich die Leute mit einem großen Fragezeichen im Gesicht an. Auf meine Frage nach dem alten Friedhof erhielt ich hier aber leider keine Antwort.Doch ein paar Meter weiter Richtung Bartenstein am Ortsausgang, fanden wir den Friedhof auch so.Mit einigen alten Gräbern. Auch Gerigk. Vielleicht aus der Linie der Mutter? (Der Name auf der alten Urkunde lässt sich nicht ganz eindeutig entziffern.) Die Mutter heiratete den geweihten Priester Franz Kirstein aus Bonn und zur Strafe Gottes, erzählte man, später blind wurde.Weiter ging es nach Osten, immer weiter. Richtung russische Grenze. In Bartenstein kauften wir uns am Kiosk für insgesamt 2,50 EUR unser Mittagessen: 2 Bananen, 2 Jogurt und 2 Stück Kuchen. Sehr preisgünstig und lecker.Wir fuhren die "Schnell"straße bis ein paar Meter vor die russische Grenze befürchteten schon, nicht mehr wenden zu können. Was uns natürlich doch gelang. Dann wurde es richtig abenteuerlich.Ab in den Wald, rauf auf die "Panzerpiste", wieder Richtung Grenze. Danuta hatte uns erzählt, hier sei ein "Storchendorf".Die Straße endeten jedoch kurz vor einer riesigen Sandgrube.Ein einsamer Mofafahrer kam uns entgegen und wir sahen uns gegenseitig verdutzt an. Auf die Frage nach dem Ort, meinte er, ja das sei hier. Nun ja, Störche gab es keine, aber wie gesagt, abenteuerlich war dieser Umweg auf jeden Fall.Auf dem Rückweg ging es über Wirlity und Rückgraben. Kamen die Grunerts von hier, nahe Bartenstein und nicht wie erzählt wurde aus Bayern, durch den napoleonischen Russlandfeldzug 1807 bzw. 1812?Kurz vor der Reise ergaben sie noch eine spannende neue Erkenntnis, über Gottlieb Grunert, den Urgroßvater meines Urgroßvaters. Vielleicht löst sich das Rätsel der Vergangenheit in der Zukunft?Danach ging es nach "Hause", wir waren beide sehr KO. Abends waren wir wieder in Rastenburg an der Burg essen. Es gab Schweinerücken mit Pflaumen (an Variation von Summertime). Zum Ausklang des Tages wurden wir an diesem Abend mit einen phänomenalen Sonnenuntergang belohnt.Auf dem Rückweg ging es im Mondschein durch den Wald bei Heiligen Linde, als gerade die Glocken der Kirche anfingen zu läuten. Beeindrucken und gleichzeitig gruselig. Am Wegesrand ein Totenlicht, sonst düstere Nacht...Abends saßen wir dann mit "unserem" Pfarrer Dr. Schwark, der auch bei Haritz wohnte, zusammen und führten interessante Gespräche vom "Heiligen Vater" bis hin zu 3D Computer Animationen. Zwei Welten trafen aufeinander und waren sehr aneinander interessiert.

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Reisebericht West- & Ostpreussen · Kapitel 21

Ein Ort der Stille

Ein Ort der Stille Am Montag gönnten wir uns (vor allem ich meinem armen Freund) ein bisschen Ruhe. Nach dem reichlichen Frühstück von "Muttern Haritz" mit selbstgemachter Butter und immer reichlich frischen Eiern vom Hof, setzten wir uns in die Sonne im wunderschönen Bauerngarten.Umgeben von blühenden Blumen in allen Farbtönen. Leise rauscht der Wind durch die Obstbäume, ein Schmetterling fliegt an mir vorbei und eine Biene summt von der anderen Seite. Gibt es einen paradiesischern Ort? Einen Ort, wo man die zeitlose Schönheit und den inneren Frieden dieser Gegend Ostpreußens spürt? Mehr als bei allen Fahrten durch die Dörfer.Es ist die unbeschreibliche Ruhe und Langsamkeit, die diesen Landstrich zu etwas Besonderem werden lässt.Nicht das Spektakuläre, Atemberaubende, sondern die Stille und Ursprünglichkeit, wie man sie bei uns nicht mehr kennt, prägen das Bild. Die Wälder sind wilder. Keine künstlich angelegten Monokulturen. Russische Birken neben Nadelbäumen. Viele Sorten unter- und nebeneinander. Die Wege und Straßen sind geschwungen, die Bäume bemooste Alleetunnel. Das Land un-gebändigt und noch weitgehendst unberührt. Der Mensch lebt im Einklang mit der Natur. Er nutzt sie und beutet sie nicht aus.Es ist nicht nur eine räumlich Reise in den Osten, es ist vielmehr eine Zeitreise, bei der Zeit keine Rolle mehr spielt.In dem Moment kräht ein Hahn, fast wie zur Bestätigung. Das hand-zahme Schweinchen, das sich am ersten Tag noch frei am dem Hof neben dem Hund räkelte oder spazieren ging, musste leider in den Stall. Die Gänse laufen schnatternd durch die Gegend. Auf dem Hof trägt "der Knecht" mit einer Mistgabel Heu in den Stall.Es ist wirklich eine Reise in die Vergangenheit. So lange vergessen und darum so voller Schönheit. Hoffentlich bleibt das noch ein bisschen erhalten und wird nicht zu schnell "EU zivilisiert".Es ist, als dürfe man einen Blick durch ein Fenster werfen, in eine andere Zeit. Eine Zeit der Idylle, Geborgenheit, der Ursprünglichkeit und der Kindheit. Melancholie und Reinheit.Ich merke wie ich etwas melancholisch werde. Vielleicht hat die Sehnsucht und Melancholie ihre Heimat in Ostpreußen.

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Reisebericht West- & Ostpreussen · Kapitel 22

Flug über Ostpreußen

Flug über Ostpreußen Nachmittags ging der Tag dann allerdings sehr spektakulär und konträr zur morgigen Ruhe weiter. Wir wollten fliegen, uns alles von oben anschauen. Den Flughafen in Rastenburg hatten wir schon am Vorabend kurz ausgekundschaftet. Doch zunächst fuhren wir nach Kiwitten um Danuta und Patrick abzuholen.Der Flughafen war übrigens vom Polnischen Grenzschutz, auch hier war die russische Grenz ja nicht weit weg. Aeroklub Krainy Jezior Lotnisko Bartenstein/Ketrzyn Tel. (089)-752-3031 / -4521Für 1 Std und 10 Minuten ging es also in die Lüfte. Das war natürlich auch etwas für Marcus! Er war voll in seinem Element. Hier ist sein Bericht:"Es war wunderbares Wetter zum fliegen. Sonne und ein paar Wölkchen. Die Maschine, eine umgebaute und sehr kl. Militärmaschine sah neulackiert sehr einladend aus und ließ vergessen, dass das Modell in vergangen Jahren oft zu Abstürzen neigte. (Anmerkung: Zum Glück wussten wir ja, das "unser" Pfarrer Dr. Schwark, drei Tage vorher auch hier flog und wieder heil runtergekommen war.)Nach ausführlichen Tests aller Funktionen ließ der Pilot den Motor warmlaufen. Die Passagiere hinten - Anja und der 14-jährige Partick - wurden langsam unruhig, weil's nicht losging. Doch dann war es soweit und nach wenigen Metern Startbahn waren wir in der Luft. Der Motor, den wir vor der Nase hatten, machte einen Höllenlärm. Die Kopfhörer, die ich als quasi "Co-Pilot" tragen musste, dämpften den Lärm allerdings erheblich.Unser Pilot war ein ehemaliger Mig-Pilot. Er war also in seiner Beruflichen Vergangenheit Düsenjäger geflogen und musste nun als "Touri-Pilot" mit einem Einmotorigen Propeller-Flugzeug Vorlieb nehmen. Die 4-sitzige Maschine flog im Durchschnitt 150 km/h - klar dass es ihn des Öfteren in den Fingern juckte. Und da hier in Polen die Vorschriften nicht so eng sind und/ oder nicht so stark überwacht werden zeigte der Pilot seinen 3 Passagieren, was man mit so einem Flugzeug alles anstellen konnte.Er kreiste in äußerst enge Kurven um Sehenswürdigkeiten (z.B. Hl. Linde) oder die Orte, die Anja gerne sehen wollte, natürlich sehr tief. Während der künstliche Horizont ca. 45 Grad schräg hing, ging der Höhenmesser merklich nach unten, bevor er im letzten Moment die Maschine wieder zur anderen Seite drehte und so den Kontakt mit den Gebäuden verhinderte.Uns machte die Sache einen riesen Spaß, unserem Piloten auch (was man seinem Grinsen ansehen konnte), nur die Mine von Patrick blieb unverändert. (Aber er sprach ja kein deutsch und wir kein polnisch. Seine Mutter übersetzte später, er habe furchtbare Angst gehabt und werde nie wieder ein Flugzeug besteigen.)Der Pilot setzte noch einen drauf. Aus ca. 600 m stürzten wir auf einen Acker zu, in Richtung eines Mähdreschers. In diesen Sekunden waren wir schwerelos, bis er ca. 15 Meter über den Boden die Maschine wieder nach oben riss. Jetzt waren wir sehr schwer...Der arme Patrick lid wohl sehr, verzog aber keine Mine. Unten rannten die Kühe in panischer Angst um ihr Leben."Unsere Flugroute ging von Rastenburg über Hl. Linde mit See und den Haritz Bauernhof. Weiter nach Rössel über weite Landschaften. Damerau war natürlich für mich der Höhepunkt.Der Pilot drehte extra viele Kurven für mich. Vor dem Flug hatte ich es ihm auf der Karte gezeigt mit der Bemerkung "very important!!!". Danach ging es über Prossitten. Hier waren wir ja noch nicht gewesen, da ich aber die Ortskarte im Kopf hatte, wusste ich, wo in etwa das Haus von Bernhard Grunert gewesen sein musste.Weiter ging der Flug nach Kiwitten und Patrick konnte sein Wohnhaus und die gegenüberliegende Kirche von oben sehen.Über ein wunderschön restauriertes Gut bzw. Schloss ging es wieder zurück in Richtung große Masurische Seen. Wie eine Kette reihen sie sich aneinander. Zunächst noch klein, wurden sie bei Nikoleiken immer größer und erreichten dort fast "Meeresgroße". Überall waren kleine weiße Punkte, also Segelschiffe, zu sehen. Tja und dann war die Zeit auch leider schon rum. Doch wir erzählten noch Stundenlang vom Flug und den waghalsigen Kunststücken des Piloten.

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Reisebericht West- & Ostpreussen · Kapitel 23

Prossitten

Prossitten Nach dem Flug ging es wieder von Rastenburg nach Kiwitten, wo wir Danuta und den immer noch geschockten Patrick nach Hause brachten. Da wir "schon mal in der Ecke waren" (und selbst ich langsam genug von Ortsbesichtigungen hatte - wir hatten ja schon vor dem Kreis Rössel eine intensive Reise - ohne Ruhepausen - hinter uns), wollten wir noch "schnell" nach Prossitten und Polkheim fahren, wo die Grunert Geschwister lebten.Um den Weg "abzukürzen", fuhren wir einen der vielen holprigen Feldwege. Leider hatten wir uns sehr verfahren und landeten zunächst auf einem einsamen Hof, wo der Weg endetet. Auch hier wieder verdutzte Blicke. Ein deutsches Auto? Hier? Die Frau kam und mit Händen und Füßen fragen wir nach dem Weg nach Prossitten. Zu unserem Erstaunen, sprach die (alte) Frau gebrochen Deutsch.Die Baumallee nach Prossitten war schon von weitem zu sehen, nur wussten wir das vorher natürlich nicht, das es die Straße war.Prossitten ist in recht gutem Zustand und liegt direkt an der "Haupt"-Straße von Bischofstein nach Frankenau. Auch die "Dorfmädchen" sahen hier (verhältnismäßig) modern aus. Nach der Kirche fuhren wir direkt ans Dorfende zur Weggabelung nach Polkheim, wo das Haus von Bernhard Grunert war. (inkl. Taubenschlag...)Die Familie von Bernhard Grunert zog 3-4 Jahre nach der Hochzeit 1922, also ca. 1926, von Damerau nach Prossitten. Da waren meine Urgroßeltern aus Damerau schon weg.Als Bernhard den Hof 1929 kaufte, stand er schon.Anni Schöner (die Mutter von Alfons Schöner, der ebenfalls Familienforschung betreibt und den ich "zufällig" über das Internet kennen lernte) erzählte, dass die Familie mit neun Kindern vier Schweine, zwei Kühe, ein Pferd, Kaninchen und Hühner hatte. In den letzten Jahren auch Schafe. Auf dem Hof stand eine Pumpe.Leider stand das Licht zum Fotografieren nicht gut, es war schon später Nachmittag.

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Reisebericht West- & Ostpreussen · Kapitel 24

Polkheim

Polkheim Dann ging es nach Polkheim. Die zwei km lange Sandpiste war so holprig, dass ich schon Angst hatte, jeden Moment einen Achsbruch zu bekommen. Bei Regen hätte man hier niemals fahren können.Die "Skyline" von Prossitten war von hier in ein traumhaftes Licht, der bald untergehenden Sonne, getaucht. Im Vordergrund das ebenfalls goldgelbe, schon abgeerntete Feld. Hier hatte auch Bernhard Grunert direkt hinter seinem Hof 3,75 ha Land.Der dritte Bruder meines Uropas, Carl Grunert, wohnte später in Polkheim. Ebenfalls am Ortsrand - Richtung Prossitten. Was hatte den Bruder wohl veranlasst, das Heimatdorf Damerau zu verlassen? Und wann?Eins der ersten Häuser, an denen wir vorbei kamen, müsste es sein. Anni Schöner beschrieb es vor der Reise als ein "Hexenhaus", vor dem sie als Kind immer Angst hatte. Welches Haus war es? Keins sah so richtig "hexig" aus. Ich ging durch den Ort und machte meine Fotos. Im See spiegelten sich in der Abendsonne zwei Häuser. War eins davon das Grunert Haus?In Polkheim wollte ich ja eigentlich den See suchen, von dem Tante Hilde immer so schwärmt. Sie erzählte mir, dass er in einer Senke im Tannenhain, umgeben von Schilf, gelegen habe. Hier war sie mit 18 Jahren , 1938, mit ihrem Bruder Heinz einige Male und sie ruderten über den See (der so groß war wie der Schwafheimer See).Doch manchmal kommt es anders. Von der ganzen Fahrerei waren wir inzwischen sehr angespannt - ca. 250 km Fahrt an diesem einen halben Tag. Marcus war sogar RECHT angenervt (was zu verstehen war) und so musste ich hier leider meine Grenze ziehen. Der Polkheimer See würde (auf dieser Reise) nicht mehr von mir entdeckt werden. Wirklich schade. Ich hätte ihr die Freunde sehr gerne gemacht.

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Reisebericht West- & Ostpreussen · Kapitel 25

Masurische Seen

Masurische Seen Unsere Reise neigte sich langsam dem Ende entgegen und so wollten wir gerne noch zu den "großen" Masurischen Seen fahren.Richtung Johannesburger Heide ging es zum sehr ursprünglichen und wildromantischen Fluss Kruttina, der als Ganzes ein großes Naturschutzgebiet bildet.Zunächst ließen wir uns eine Stunde "starken". Das leise Eintauchen des "Stabes" in das ruhig dahin ziehende, flache Wasser wirkte sehr beruhigend, fast so entspannend wie eine Nackenmassage.Weiter ging es nach Ruciane-Nida, dem wohl schönsten der großen Masurischen Seen. Leider klappte es mit der Bootsfahrt nicht - mangels Besuchern.Nächstes Ziel war der Naturschutzpark, südlich von Sarmorden. Die Strecke ging 12 km schnurgerade durch tiefsten Wald.Auf dem Rückweg nach Nikoleiken ging es in den Naturschutzpark "Park Dzikich Zwierzat" bei dem Ort Einsiedeln. Fast 2 Stunden ging die Führung durch das riesige Areal. Wir konnte Hirsche und viele andere heimische Tiere ganz aus der Nähe betrachten.

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Reisebericht West- & Ostpreussen · Kapitel 26

Kutschfahrt durch die Vergangenheit

Kutschfahrt durch die Vergangenheit Am späten Nachmittag des letzten Tages machten wir noch eine Kutschfahrt mit Leo Haritz, in der 83 Jahre alten Kutsche. Es ging schmale Wege entlang am See, zu einem Fluss. Dann mitten über eine wilde Acker- und Blumenwiese. Herrlich.So musste es "früher" auch gewesen sein. Ein Hauch der Vergangenheit wehte uns entgegen.Es sind die einfachen Dinge, die dieses Land zu etwas Besondern machen. Das Spektakuläre sucht man hier vergebens. Das Besondere hingegen findet man überall.Leo Haritz erzählte uns: "Seit Walenser die Kolchosen abgeschafft hat, liegt viel Land brach. Man bekommt 1 ha zwar für 500 EUR, muss aber hohe Steuern zahlen und es ist kein Bauland."33 ha Land beackern die "alten" Haritz, 70 und 71 Jahre alt, noch. Vor dem Krieg war es noch mehr. Auf die Frage, warum sie nach dem Krieg bleiben konnten, antwortete er, dass sie Polen werden mussten. Enteignung? Damals herrschte so ein Chaos, dass wohl nicht alle enteignet wurden...Weiter erzählte er, dass es hier im Winter durchschnittlich Minus 20 Grad seien. Manchmal auch Minus 30 Grad. Passend dazu zeigte er uns, zurück auf dem Hof, den ebenfalls 80 Jahre alten Pferdeschlitten.Für uns ein Wintermärchen, für die Bewohner knallharte Realität. Es ist alles eine Frage des Sichtwinkels.Mit dieser alten Kutsche und der Fahrt darin beendeten auch wir unsere Zeitreise nach West- und Ostpreußen. Ein wunderschöner Abschluss einer Reise durch ein wunderschönes Land, dass mir immer in Erinnerung bleiben wird.

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Reisebericht West- & Ostpreussen · Kapitel 3

Stargard und Leba

Stargard und Leba"Drei Tage Urlaub" vor der ReiseNach 755 km Fahrt kamen wir an. Stargard bei Stettin war unser erster Zwischenstop. Unser Hotel war eine modernisierte historische Mühle "Maly Mlyn". Nach der langen Fahrt und dem heißen Sommertag schmeckt unser erstes polnisches Bier um so herrlicher... Ein Schlösschen zum Verweilen Doch unsere Fahrt war noch nicht zu Ende. Am nächsten Morgen ging es nach Leba, einem kleinen Örtchen an der Ostsee.Vom 13-15.August wohnte wir im Hotel Soplica, einem wunderschönen alten Schlösschen aus dem 14. Jahrhundert, mit kleinem Park und sehr guter regionaler Küche. Hier probierte ich auch zum ersten mal die typische altpolnische Suppe im knusprigen Brotlaib. Zeitsprung Am nächsten Tag schauten wir uns kurz das Zentrum des quirligen Urlaubsortes Leba an. Auch dies entsprach mal wieder gar keinem Klischee. Dieser Ort könnte auch überall auf Mallorca sein. Am Kanal lagen einige hübsch restaurierte "Piratenschiffe" die als Tavernen dienten. Marcus' Herrensitz? Doch unser eigentliches Ziel waren die Dünen von Leba. Westlich des Ortes erstreckt sich zwischen Ostsee und dem Gardno- bzw. Lebsko-See der Slowinzische Nationalpark. Seine riesigen Dünen zählen zu den größten Europas. Die Gegend wird deshalb auch "Polska Sahara" genannt, die polnische Sahara. Lichtsinfonie am frühen Morgen Die Wanderdünen bewegen sich in Richtung Südosten mit einer Geschwindigkeit von etwa zehn Metern im Jahr und begraben den Nehrungswald unter sich. Auf der westlichen Seite der Wander-dünen wird der Sand abgetragen und legt dabei den vor Jahrhunderten begrabenen Wald wieder frei. Aus dem Sand auftauchende tote Baumstämme zeugen davon, dass dieser Prozess des Verschüttens und Wiederauftauchens schon lange stattfindet. Skulpturen im Sand Die höchste Düne, Lacka Gora / Lontzenberg, ist etwa 42 Meter hoch. Vom Gipfel der Düne hat man einen phantastischen Überblick über die Ostsee sowie das Binnenland mit den Seen Jezerio Lebski / Leba See und Jezerio Gardno / Garder See. Wir sind am Strand angekommen Wir liefen durch die unendlich erscheinende Sandwüste bis zum Meer und genossen die Brise. Auf dem Rückweg fuhr uns die völlig überfüllte Elektro-Bahn vor der Nase weg. Wir wurden aber sogleich von einem netten Ehepaar zu einer Kutschfahrt eingeladen. Es waren sowieso noch zwei Plätze frei. Sie waren Polen, die aber schon seit Ewigkeiten in Deutschland leben. Ein schöner Auftakt unserer Reise und ein immer wiederkehrendes Beispiel der polnischen Gastfreundschaft. Eine Kutschfahrt zum Auftakt

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Reisebericht West- & Ostpreussen · Kapitel 4

Bresin in Hinterpommern

Bresin in HinterpommernAm Sonntag, 15.8.04, ging es über Bresin (Brzezno) bei Lauenburg (Lebork) nach Danzig. Ich bin sehr gespannt. Ca. 150 Jahre ist es her, dass hier mein Ur-Uropa Gustav August Juhnke 1864 geboren wurde. Seine Mutter war eine geborene Milz. Aus seiner Bresiner Zeit wissen weder ich noch meine Oma etwas. In welchem Umfeld lebte er? Was machten seine Eltern? Wie viel Geschwister hatte er? Wie lange lebten die Geschwister noch hier? Bis 1945? Mein Ururopa war Schumachermeister und ging auf die Walz. Wie alt war er da? Mit 25 Jahren heiratet er in Nordhausen (im Harz). Wahrscheinlich kam er dort auf seinen Wanderjahren vorbei. Malerische Wege - weit abseits vom normalen Tourismus Wir fuhren eine Baumallee entlang. "Jetzt noch 9 km. Da ist kein Ort, wo wir abbiegen können. Schau bitte auf den Kilometer-zähler." Die Fahrt war wirklich abenteuerlich. Wir machten eben kein klassisches "Sightseeing". Die Orte, die wir (be)suchten lagen meist fern von jeglichem touristischen Interesse. Wir fuhren noch 3 km zur nächsten "Kreuzung". Links am Horizont ist ein Ort. Ist das Bresin? Wir halten und machen Fotos. Es gibt eine Kirche. Vielleicht auch einen alten Friedhof? Ich bin gespannt.Die kleine Kirche entpuppt sich als katholische Kirche von 1911. Also lange nach der "Juhnke Zeit". Kirche von Bresin Viele früherer ev. Kirchen sind allerdings jetzt katholisch. Trotzdem ging ich hinein. Der Gottesdienst fing gerade an. Maria Himmel-fahrt. Erstaunlich die Gemeinde. Fast die ganze Dorfjugend schien anwesend, alle Alterstufen. Gelebter Alltag, kein Zeremoniell, ganz selbstverständlich. Die Frauen brachten Blumensträuße mit.Ich lief durch den Ort. Viel Altes gab es nicht, zumindest nicht 200 Jahre alt. Nur die Bäume werden diese Zeit erlebt haben. Wie der dicke Baum vor der Kirche. Symbolisch fotografiere ich einen Rosenstock auf dem Kirchhof. Das Dorf mit ca. 300 Einwohnern ist ganz hübsch - ohne pittoresk zu wirken. Wieder einmal wunderschöne Bauerngärten, Hühner und Wachhunde. Es wirkt intakt.Anzeichen der Vergangenheit gibt es jedoch keine im Geburtsort meines Ur-Urgroßvaters Juhnke. Als wenn die Zeit stehen geblieben wäre Während meines Spaziergangs blieb Marcus im Auto. Trotzdem hatte ich immer ein sicheres Gefühl, was das Thema Autodiebstahl angeht. Wir hatten zwar eine Lenkradsperre, aber ich hatte nie das Gefühl, dass wir sie brauchen würden. Die Polen fahren teilweise dickere Autos als wir...im Vergleich zu unserem Polo, mit dem wir unterwegs waren. Übertriebene Sicherheit

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Reisebericht West- & Ostpreussen · Kapitel 5

Ankunft in Danzig

Ankunft in DanzigWeiter ging es, über Lauenburg, mit großen Erwartungen nach Danzig, dem Geburtsort meines Opas, den ich nie kennen lernen konnte. Er fiel mit 30 Jahren (also 3 Jahre jünger als ich jetzt) in Russland. Meine Mutter war anderthalb Jahre alt und meine Oma 23. Was für ein Wahnsinn!Das Land wurde hügeliger und zunehmend bewaldet.Nachdem wir uns durch den "3-Großstadt"-Dschungel (Gdynia, Soppot, Danzig) gekämpft bzw. orientiert hatten, erreichten wir unser Hotel "Lival", ein ganz neues 3-Sterne Hotel direkt am Strand von Brösen (Breszno) . Das einzige Hotel auf unserer Reise welches keine "historischen Wurzeln" hatte. Gerne wären wir ja im alten Grandhotel (die Preise sind andere als bei uns ;-)) in Soppot abgestiegen, aber das war lange im voraus ausgebucht. Unser Hotel in Danzig: am Strand von Brösen Zum Strand gingen wir dann auch direkt. Herrlich. Da es Sonntag war, war es zwar voller als die folgenden Tage, aber trotzdem: Relaxen pur! Die Sonne knallte ganz schön. Ich schaute den Strand entlang. Grass schrieb: "Amerika - ach was ist Amerika gegen die Straßenbahnlinie Neun, die nach Brösen fuhr…" (von Langfuhr). Grass und die Langfuhrer Kinder gingen also hier in Brösen zum Strand. Dann wohl auch mein Opa, denn er wohnte ja nur ein paar Häuser vom Grass Haus entfernt. Hier war wahrscheinlich auch mein Opa am Strand Abends ging es dann nach Danzig ins Zentrum. In die südliche Rechtstadt. Am Golden Tor stiegen wir aus. Der Dominikaner Jahrmarkt beherrscht die ersten 2-3 August Wochen das Stadtbild vom Danziger Herzen. Die Tradition des Jahrmarktes greift in das 13. Jahrhundert hinein. Im 16. Jh. zogen nach Danzig zahlreiche deutsche, französische, englische und sogar spanische und portugiesische Kaufleute. Mehr als 400 Schiffe liefen den Hafen an. Überall kamen Zirkuskünstler, Akrobaten, Gaukler und Schauspielertruppen her. Und auch heute trifft man überall auf bunt bemalte Figuren und kunstvoll gestaltetet Pantomime Darsteller. Dominikaner Jahrmarkt Später am Abend tanzten Leute auf dem Platz zu polnischen Schlagern und Popmusik. Schön. Wir setzten uns mit einem kühlen Bier auf eine der Bänke und schauten dem Treiben zu.Unser erster Weg durch Danzig ging durch die Langgasse (Dluga) und Langer Markt (Dlugi Targ) bis zum Fluss Mottlau. Über die Frauengasse ganz intuitiv zurück. Wir ließen uns nur treiben, ohne in den Reiseführer zu schauen. Einfach die herrliche Atmosphäre einatmen. Ich verliebte mich sofort in Danzig mit der herrlichen Renaissance Architektur und den - trotz Jahrmarkt- relaxten Menschen und Atmosphäre. Das Kranentor Die Architektur war ein bisschen wie in Flandern, in Brügge oder Brüssel. Überhaupt waren die Holländer stark am Aufbau der Stadt beteiligt. Danzig war (schon immer) eine offene, kosmopolitische Stadt. Die Geschichte ging dann ja immer hin und her.Angefangen beim Deutschen Ritterordern und dann immer wieder hin und her zwischen Polen, Deutschen und eigenem Freistaat. Der Artushof Hungrig von all den Eindrücken, setzten wir uns in eins der Restaurants in der Langgasse. Während wir den Tag ausklingen ließen, telefonierten wir noch mit Sonia Tusk und verabredeten uns für den nächsten Tag. Sie ist Stadtführerin und zeigte uns am nächsten Tag Danzig und Langfuhr.Ich kannte sie über das Internet. Es ist schon komisch, wenn man Leute, mit denen man nur über das Internet kommuniziert dann am Telefon hat oder gar persönlich trifft. Sonia kannte ich von der Danziger Mailingliste. Ich verliebte mich sofort in diese Stadt.

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Reisebericht West- & Ostpreussen · Kapitel 6

Danzig - 2. Tag

Danzig - 2. TagAm nächsten Tag, dem 16.8., trafen wir Sonia am Golden Tor. Kennzeichen: orange Korbtasche. Sie war viel jünger als ich sie mir vorgestellt hatte (Ihre Tochter ist 17 Jahre), aber so ist das halt mit Vorstellungen.Die Frage nach der Nationalität ihrer Eltern war für sie nicht so einfach zu beantworten. Die Oma fühlte sich hundertprozentig deutsch, der Opa entschied sich allerdings damals bei der Polnisierung für Polen. Deutsche oder Polen? "Danziger" würden Viele sagen. Und schon war man durch diese simple Frage mitten in der Geschichte Danzigs. Danzig war und ist halt eine besondere Stadt mit besonderen Menschen und einer besonderen Geschichte. Am goldenen Tor beginnt die Langgasse und unsere Tour. Deutsch lernte Sonia von ihrer Oma, die trotz mehrere Jahrzehnte Polen kaum Polnisch sprach. Allerdings sprach sie "platt" (deutsch). Und so musste Sonia in der Schule alles erneut lernen.Wir betraten die Lang Gasse durch das Goldene Tor (1614). Die 8 allegorischen Figuren am Kopf des Tores stehen für "Frieden, Freiheit, Reichtum, Ruhm, Weisheit, Frömmigkeit, Gerechtigkeit und Eintracht". Hanseatisch, kosmopolitisch, offen.Allerdings hatten die Danziger ja auch einen Hang zum Größenwahn. Überall wollten sie das "Größte" haben. Im Artushof z.B. stand mit 12 Metern der größte Kachelofen der Welt und der Rote Saal im Rathaus gilt als einer der reichsten neuzeitlichen Rathausinnenräume. Danzig zwischen gestern und morgen Wir schlenderten weiter durch die Lang Gasse, dem 400 Meter langen Königlichen Weg, einer der schönsten Straßen und Keimzelle Danzigs. Sie führt von dem Goldenen Tor bis zum Grünen Tor. Hier wohnten die reichsten Patrizier Danzigs und fast jedes Bürgerhaus besitzt seine eigene interessante Geschichte. Die ältesten erhalten gebliebenen Häuser entstanden schon im Mittelalter. Die Bürgerhäuser an der Langen Gasse sind typische Danziger Häuser mit schmalen Fassaden mit Giebeln.Das Upenhagenhaus (Nr. 12) faszinierte mich. Johann Wilhelm Uphagen, ein flämischer Ratsherr, erwarb es 1775 und ließ es im Rokoko-Stil umbauen. Da er keine Erben hatte, beschloss er, dass nach seinem Tode, das Haus ein Museum "der bürgerlichen Wohnkultur" werden sollte. Bedingung: 100 Jahre sollte es zuvor versiegelt sein. 1910 wurde es dann geöffnet. Bis auf das kleinste Detail, z.B. Teller und Serviette, war noch alles vorhanden. Durch rechtzeitige Auslagerung haben dann auch später im 2. Weltkrieg viele Gegenstände überlebt.Weiter ging unser Weg, vorbei am Rathaus (1492). Der Turmhelm mit der Höhe von 80 Metern, ist mit einer vergoldeten Metallstatue verziert (die übrigens aus den Trümmern nach dem Krieg geborgen und wieder aufgebaut werden konnte.) Eingang zur Vergangenheit:das Uphagen Haus Weiter ging es vorbei am Artushof (1477), dem Treffpunkt von Danziger Patriziern. Der Neptunsbrunnen (1633 ) befindet sich direkt vor dem Artushof und ist ein Symbol von Danzig und beliebter Treffpunkt. Die Gestalt des Neptun knüpft an die Bande Danzigs mit dem Meer an.Es ist fast unvorstellbar, dass diese prachtvolle historische Architektur im 2. Weltkrieg zu 95% weggebombt und zerstört war. Auf der Lang Gasse blieben nur 3 Häuser stehen. Die Menschen bauten nach dem Krieg alles wieder auf. Sie nahmen Material aus den Trümmern um es möglichst authentisch wiederherzustellen. Sie verwendeten die Baupläne dabei aus dem Mittelalter, so dass der Wiederaufbau nicht nur authentisch, sondern sogar noch näher am Original als vor dem Krieg war. Es ist kaum vorstellbar, dass im Krieg 95% der Stadt zerbombt war. Wie ansonsten die unendlichen Kosten getragen wurden? Keiner wusste es so genau. Die EU unterstütze erst seit ein paar Jahren den Aufbau, der ja immer noch stattfindet (z.B. steht die Speicherinsel noch immer aus).Die "Beschläge", kleine Terrassen an und vor den Häusern, Plattformen der Kommunikation mit Treppchen, sind sehr typisch für die alte Stadt. Allerdings wurden sie teilweise weg geschlagen, um die Straße zu verbreiten. Die Engländer stürzten sich überglücklich auf diesen Schatz und heute kann man viele Danziger Beschläge noch in England bewundern. Typische Beschläge Am Fuß der Mottlau gibt es sieben Wassertore. Früher führte jeweils eine kleine Brücke zum Fluss. Schon im 16.Jh. entstand dann die Lange Brücke entlang (nicht über!) den Flusses. Hier war der eigentliche Marktumschlagplatz - das wirtschaftliche Herz Danzigs bis zum 2. Weltkrieg. Die Boote kamen und brachten Ware.Das Krantor (1444) erfüllte die Funktion eines Hafenkranes und wurde durch ein riesiges Holzrad angetrieben, das mit der Kraft menschlicher Beine bewegt wurde. Männer liefen wie Hamster in den Rädern um den Hebekran zu betätigen. Der Kran diente nicht nur der Umladung von Waren, sondern auch zu dem Setzen von Schiffsmasten.Die Frauengasse mit idyllischen Beschlägen und kleinen Läden im Souterrain. Vor allem Bernstein konnte man hier kaufen. Die Gasse führt von der Marienkirche bis zur Langen Brücke und wird durch das mittelalterliche Frauentor verschlossen. Sie ist ein prächtiges Beispiel für alte Baukunst Danzigs mit Beschlägen und ihren schmalen, reich verzierten Fassaden der Bürgerhäuser, die einst reichen Kaufleuten und Goldschmieden gehörten. Männer liefen wie Hamster im Rad, um den Kran zu betätigen. Die Marienkirche ist die größte (!) Backsteinkirche und das größte (!) Ziegelwerk in der Welt. In ihrem Innern befinden sich zahlreiche ausgezeichnete Kunstwerke des Mittelalters und des Barocks, z.B. die astronomische Uhr und eine Kopie des Bildes vom Jüngsten Gericht, um das es einen Jahrzehnte oder Jahrhunderte langen Zerrkampf gab.Weiter ging es in die "Bierstraße". Hier aßen wir eine Kleinigkeit und kosteten Pierogi, die typischen Teigtaschen mit Füllung.Danach ging es zum Hauptbahnhof. Hier waren wir schon morgens, um Fotos zu machen. Mein Uropa Alexander Karl Hans Holzberg arbeitete hier als Eisenwerkführer und Telegrafen Mechaniker bis 1922. Danziger Hauptbahnhof

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Reisebericht West- & Ostpreussen · Kapitel 7

Langfuhr - Geburtsort meines Opas

Langfuhr - Geburtsort meines OpasVon hier ging es endlich nach Langfuhr. Mit der Bahn. Ich war sooo aufgeregt. Wochenlang hatte ich vor der Reise recherchiert und ausgekramt. Von meiner Oma wusste ich kaum etwas. Auch keine Adresse. Also suchte ich nach den alten Adressbüchern und wurde dank hilfsbereiter Menschen im Internet fündig. Über die bereits erwähnte (wirklich tolle) Danziger Mailing Liste hatte ich auch viel über Langfuhr erfahren. Besonders spannend waren die Infos und Geschichten von "alten" Langfuhrer. So z.B. von Siegfried Weiß (Jahrgang 1927), Georgine Kretschmer(Jahrgang 1933), Klaus.Brandt aus Belgien (Jahrgang 1930), Ruth Bachmann (Jahrgang 1929) und natürlich auch Sonia Tusk. Abfahrt nach Langfuhr Langfuhr, der Name stammt übrigens von "langer Fuhre", hatte mehr Glück als Danzig und wurde nicht so gnadenlos zerstört wie die Danziger Altstadt. Außer der Langfuhrer Hauptstraße sind fast alle andere kleineren - Quer oder Parallelstrassen verschont geblieben. Auch die Gegend, wo mein Opa geboren wurde. Günther Grass verewigte Langfuhr in seinen Büchern, z.B. in "Hundejahre": "In diesem Vorort (...), in Langfuhr, das rund 72.000 gemeldete Einwohner beherbergte, das drei Kirchen und eine Kapelle, zwei Gymnasien, ein Lyzeum, eine Mittelschule, eine Gewerbe- und Haushaltschule, immer zuwenig Volksschulen, aber eine Bierbrauerei mit Aktienteich und Eiskeller besaß,(...) in Langfuhr, das sich unterhalb des Jaeschkentaeler Waldes, in dem das Gutenbergdenkmal stand, in guter Wohnlage hinzog, in Langfuhr, dessen Straßenbahnlinien den Badeort Broesen, den Bischofssitz Oliva und die Stadt Danzig berührten, (...)" Marienstrasse Als wir in Langfuhr ankamen, gingen wir durch den Bahndamm auf die "andere Seite", da "wo die nicht so reichen Leute wohnten", die einfachen Leute und kleinen Händler . Dieser "Untere Teil" steht im Gegensatz zu der Villengegend ("Oberer Teil") rund um den Jaeschkentaeler Weg, auf der anderen Seite.Die, damals einzige katholische, Herz Jesu Kirche war nicht zu übersehen. Marienstrasse Die erste Straße war die Marienstraße (ul. Wajdeloty). Doch das Haus mit der Nummer 15a, wo mein Opa geboren wurde, stand als Einziges nicht mehr. Dort stand jetzt, etwas in den Hintergrund versetzt, ein Supermarkt. Ich "adoptierte" symbolisch die Villa mit Park daneben, eines der ersten Häuser in der wunderschönen, kopfsteingepfasterten Straße. Kleine und große Erker, Türmchen, Verzierungen. Die Gegend wurde um die Jahrhundertwende gebaut, ebenso wie die Bahn. Alles war renovierungsbedürftig, aber mit Phantasie konnte man den alten Charme nachspüren. Marienstrasse mit Blick auf den Marienplatz Am Ende der Marienstraße war ein Rondell mit einer kleinen Wiese und Bäumen - ein schöner kleiner "Spielplatz" für den kleinen Günther Holzberg (er war 8 oder 9 Jahre als die Familie 1922 Danzig verließ). An der Ecke ging es zur Luisenstraße (ulica Aldony) ab. Marienplatz damals - zwischen der Marienstrasse und der Luisenstrasse ...und heute Sonia führte uns aber erst über einen (dramaturgischen) Schlenker durch das Viertel, durch einen Park und vorbei am Strießbach. Spielte mein Opa hier als Kind? nahgelegener Park mit St. Stanislaus Kirche ...immer auf der Suche... Dann kam die Luisenstraße. Nr 13, wo mein Opa etwas später wohnte! Das letzte Haus der Straße, und an der Ecke zum Labesweg, Hier wohnte er also, mein Opa. Nicht so spektakulär dieses Haus, trotz Balkon an der Ecke. Acht Familien wohnten hier, das wusste ich aus den alten Adressbüchern. Dafür war es ganz schön groß. Da war ich also: vor dem Haus meines Opas, den ich nie kennen lernen konnte. Liedtke - Bueroass. Liedtke - Mech Thielmann - Tel.sekr Engel - Brauführer Engel - Damenschneider Greif - Lehrer Kirstein - Mag.-Aufs. Holzberg - Werkführer Berührungspunkt mit der Vergangenheit Sonia, die uns auch in Langfuhr begleitete, erzählte uns, dass in dieser Gegend viele Beamte (auch die der Bahn) wohnten. Die Gegend wurde nach dem Krieg "vergessen". Man will sie aber bald in einen "Salon" verwandeln. Alles soll restauriert werden, mit viel Gastronomie.Es ist noch nicht so lange her, dass Privatleute Häuser kaufen und damit auch pflegen konnten.Einige beeindruckende Beispiele kann man an Teilbereichen (wie der weißen Tür) schon jetzt bewundern. Was für ein Unterschied. Es wird schöner werden, aber ob dann noch die Vergangenheit spricht? Anja (r.) und Sonja (l.) ...da stand ich nun an dem Haus Luisestraße 13! Komisch! So viel Erwartung in mir. So lange gewartet auf diesen Moment. Das "Gefühl" (welches auch immer) stellte sich jedoch nicht ein. Was hatte ich auch erwartet?Wochenlang hatte ich alles vorbereitet und nun ging alles "so schnell" innerhalb von Minuten. Ich strich mit der Hand über die Eingangstür. Hier war auch mein Opa in seiner Kindheit ein- und ausgegangen. Der alte Glanz kehrt zurück Wir gingen um die Ecke auf den Labesweg zum Haus wo Günther Grass 1927 geboren wurde. Es war noch unscheinbarer und nur vier Häuser weiter von dem Eckhaus meines Opas entfernt. Als man Grass ein Denkmal anlässlich seiner Literatur Nobelpreisverleihung 1999 setzten wollte, sagte er, er wolle lieber eine Toilette für das Haus als ein Denkmal haben.Kurz darauf erreichten wir den Brunnen, am neuen Markt. Hier steht das Grass Denkmal, bzw. zwei seiner Figuren sind als Statue verewigt. Die Grass Figur selbst ruht im Depot. Zu Lebzeiten will Grass nicht, dass sie aufgestellt wird. Also wartet das Denkmal jetzt grotesker Weise auf seinen Tod um dann aufgestellt zu werden. Wie makaber.Tja und dann wurde es für Sonia, die uns soviel über Danzig erzählte, langsam Zeit, uns zu verlassen. Wir gingen dann noch zur angrenzenden Pezzalotzischule und der St. Stanislaus Kirche. Wahrscheinlich wurde mein Opa hier getauft...Völlig KO "krochen" wir danach zum Hotel. Es war ein sehr, sehr anstrengender, aber herrlicher Tag. Grass Haus im Labesweg St. Stanislaus Kirche Blumenbeet vor der Kirche

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Reisebericht West- & Ostpreussen · Kapitel 8

Danzig - 3. Tag

Danzig - 3. TagIch kämpfte(!) schon die ganze Zeit mit mir. Mein Körper brauchte Ruhe, mein Geist wollte mehr.Noch einmal nach Langfuhr? Oder Bücher kaufen in Danzig? Zur Speicherinsel? Oder einfach am Strand relaxen?Wir fanden eine ganz gute Lösung. Mit dem Taxi ging es direkt zum Jaeschkentaeler Weg (ul. Jaskowa Dolina). So sparten wir einen Teil des Weges.Es ging über die Matejkistraße mit ihren wunderschönen alten Häusern. Hier, sagte man mir in der Danziger Mailingliste, sei die "alte" Atmosphäre am besten zu "atmen". Ich war begeistert!Wir gingen vom Jaeschkentaeler Weg in den Pawlarskiego bis zum Wald. Zur Johannes-Wiese und dem Jaeschkentaeler Wald gingen nicht nur die Menschen aus Langfuhr hin. Zum Johannesfest tanzte ganz Danzig dort: Blick in die Vergangenheit JohannesfestEs braust ein Ruf wie Donnerhall:Johannesfest in Jaeschkental!Die Kinder kommen ausse Schul,Der Karl, der Gustav und die Jul.Die Mutter stellt schon auffen Tischmit Mostrichsoß den Pomuchelfisch.Nachdem ist verzehrt die letzte Kartoffel,fliegen inne Eck' die Holzpantoffel.Rein geht es inne gute Kodderei,denn heut gibts keine Schlodderei.Um 2 Uhr gehts dann auch schon los,mit Kind und Kegel, klein und groß,Vom Olivschen Tor durche Halbe Allee,vorbei am Krematorium und Zingler Höh'.Da hoert man nun im Jaeschkentalerwaldvonne Johanneswies den Krakeehl auch bald,Trompeten Leierkasten und noch mehrdringen schon in dein Gehoer.Die Westwies bekickst dir jetzt vom Waldessaumund schielst nach oben zum Johannesbaum.Schiebst ins Genick dir sacht die Mitzund blinzelst oben nache Spitz,wo bunte Bänder, schöne Sachenganz freundlich dir entgegen lachenund alle Jungs Kusängs und Vetterneinladen tut hinauf zu klettern.Der Kletterstamm mit gruene Seif beschmiert,hat doch so manchen Jung verführt,auf diesen Stamm hinauf zu steigenund seine Kletterkunst zu zeigen.So mancher, achherjemine,der rutscht herab aus halber Höh'Hat einer doch de Spitz errungen,dann hat der Jubel laut geklungen.Ganz oben dann auf hoechster Spitzhoert er den Tusch von Stieberitz.Wer nun als erster raufgekommen,der hat die gold'ne Uhr bekommen.Dann hing da noch ein Kupferkesselund ein Arbeitsanzug aus blauem Nessel.Das Klettern, ja, das lohnt sich schon,und jeder Sieger fand oben den Lohn.Vom Klettern wollen wir weg uns wendenund sehen, was an andern Staendennoch so im übrigen ist los.Jen Feuerwehrmann, der ist ganz groß,wie der im richtigen Momentam Tampen zieht mit beide Händ'Der Tampen, der läuft übern Galgen,darunter sich die Kinder balgen,um schleunigst inne Wurst zu beissen,bevor der Feuerwehrmann sie tut nach oben reißen.Sackhopsen ist fuer kleinre Kinder,die kriegen dafür auch nicht mindernoch schoene Preise und Süßigkeiten,die ihnen sicher Freud' bereiten.Kapelle Stieberitz die trägt derweilzur Unterhaltung mit ihrn Teil.Gar fröhlich tanzt man auch im Wald.Die Schatten werden lang und länger,bald herrscht ein fürchterlich Gedraegne.Sobald die Nacht hereingebrochen,hat man das Pulver schon gerochen.Zum Feuerwerk ist alles klar.Für'n Wald gibt's keine Brandgefahr.Die Feuerwerker tun uns zeigen,wie Raketen in den Himmel steigen.Auch das Johannesfest ist einmal aus,und jeder geht beglückt nach Haus.Es herrscht wohl eine richt'ge Enge,doch Gottseidank gibts kein Gedränge.Inne Langfuhrer Hauptstraß im Machandeltreppchengenehmjen wir und noch ein paar Teppchen.Durche Große Allee gehts mit Gesang nach Hausund damit ist die Johannesfeier denn auch aus. Am Waldrand stand eine tolle Villa mit Türmchen, die ich auch schon in dem Buch "Einst in Langfuhr" mit alten Fotografien bewundert hatte. Es ist übrigens von Sonias Bruder Donald Tusk und Grzegorz Fortuna zusammengestellt.Durch die Altersspuren wirkte alles nur noch sympathischer und romantischer. Mit Herz. Ein bisschen wie die "Villa Kunterbunt". Damals... und heute Die Häuser erzählten Geschichten mit ihren gusseisernen Balkonen, Laubenvorbauten, Türmchen und Erkern. Ich geriet ins Schwärmen. Meiner Mutter würde es hier auch gefallen. Sie träumte ja immer davon, ein altes Haus zu restaurieren. Hier würde ihre Phantasie sicherlich, genau wie meine, sehr angeregt werden.Zurück auf dem Jäschkentaler Weg ging es direkt wieder links in den Steffensweg (Stefana Batorego. Hier gibt es eine Pension "Villa Eva". Dann rechts in den Mirchauer Promenadenweg.Ich fotografierte die wunderschönen Details der Häuser. Blick in einen Garten. Etwas verwildert mit wunderschönen großen Hortensienbüschen. Genau mein Geschmack. Das hatte "Seele". Ein alter Mann lehnte aus dem Fenster. Zunächst redete er uns auf polnisch an, dann fragte er mit rollendem "R" " WaRRRum machen Sie das?" Ich erklärte ihm, ich fände den Garten und die Häuser so wunderschön und mein Opa sei hier in Langfuhr geboren. Wir redeten noch ein bisschen weiter.Leider wollte er selbst nicht fotografiert werden. Das hätte wunderbar gepasst. Ich und meine Opis! Vielleicht ein Ersatz dafür, dass ich nie einen richtigen Opa hatte. Weiter ging es über die Hauptstraße (hässlich und laut) rein in die Schlageler Straße (R. Dmowskiego). Die Volksschule "Schlageter Schule" war auf der Ecke. Hier konnte ich mir schon viel eher vorstellen, dass mein Opa hier zur Schule ging. Erfahren werde ich es wohl nie.Als ich das Gebäude betrat, umgab mich ein Geruch der Vergangenheit und für einen Moment sah ich eine "Bande" lärmender Jungs in kurzer Hose und mit Kniestrümpfen durch die Flure laufen.Später erfuhr ich, dass vorne im Gebäude die Mädels waren und hinten rum die Jungs.Weiter ging es auf der Hauptstraße, die fast komplett neu erbaut wurde, nachdem sie im Krieg zerstört wurde. Wir schlenderten weiter zum Eschenweg (Jesionowa). Hier gegenüber dem Kastanienweg wohnte früher Herr Weiß, der mir so viel in seinen e-mails über Langfuhr erzählt hatte. Ich machte einige Fotos für ihn. Vielleicht konnte ich ihm eine Freude machen? (Später erfuhr ich, dass "sein" Haus weiter weg von der Hauptstraße lag. Nahe dem Mirchauer Weg (2. Querstr). Ich hatte nur bis zur ersten Querstraße fotografiert (Heilsberger Straße). Naja, so ist das halt.Weiter ging es unter dem Bahndamm, auf die "andere Seite". Wir suchten die alte Brauerei, fanden sie aber nicht. Ich machte noch ein paar Fotos vom Marienweg, wo wir schon gestern waren. Heute schien aber die Sonne und ich hatte mehr Ruhe. Wir ließen uns durch die Straßen treiben und die Häuser erzählten uns von der Vergangenheit. So hatte ich mir das vorgestellt.Mit dem Taxi (für die Bahn waren wir zu KO) ging es ins Danziger Zentrum. Wir durchschritten noch mal den "Königsweg". Ich wollte gerne noch in diesen Laden am Ufer "Danziger Bowke" nach Büchern schauen. Aber ich fand nichts Interessantes, außer einem süßen Labrador Babyhund. Ich kaufte Postkarten und ein Buch für meine Mutter.Wir aßen in einer kleinen Seitenstraße und unsere Füße erholten sich nur langsam. Ich hatte eine geniale Idee. Wir bestellten ein Taxi vor das Restaurant. So mussten wir nicht noch mal durch die Rechtsstadt zurück zu den Taxis. Meine Füße taten soo weh und ich war völlig erschöpft.Wir waren um 15:30 im Hotel und konnten noch mal an den Strand gehen und lesen. So hatte auch Marcus noch seinen Strand.Abends überlegten wir nach Soppot zu fahren, aber als das Gewitter anfing, bevorzugten wir es doch im Hotel zu bleiben.Dieser 3. Tag war sehr schön für mich. Ich hatte in Langfuhr das gesehen, was ich mir wünschte und war positiv "gesättigt" und glücklich.Natürlich gab es eine ganze Liste von Orten, die wir nicht mehr schafften zu besichtigen. Aber ich werde bestimmt wiederkommen, in diese beeindruckende Stadt, der ich sofort mein Herz schenkte. Meine Mutter soll ja auch die Stadt kennen lernen, wo ihre Vater geboren wurde. Verwunschene Romantik ...beflügelt meine Phantasie. Volksschule Schlageterstrasse Verborgenes der Vergangenheit? Marcus zählt die Filme:Nr. 9 beginnt.

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Reisebericht West- & Ostpreussen · Kapitel 9

Über Elbing nach Mohrungen

Über Elbing nach MohrungenAm nächsten Morgen verließen wir Danzig in Richtung Warschau. Klingt sehr polnisch. Ich habe das Gefühl mit Danzig verlassen wir ein bisschen die Zivilisation. Flachland. Danziger Werder. Überschwemmungsgebiet. Mein Gott ist das eine Holperstraße! Mit Kopfweiden und Pappelreihen erinnert es ein bisschen an den Niederrhein. Sonnenblumen am Wegesrand. Die Bauerngärten verbreiten auch hier Fröhlichkeit, Lebendigkeit, Unbeschwertheit und Ursprünglichkeit.Es fällt auf, dass viele Neubauten (teilweise ganz schön groß und protzig, mit Säulen am Eingang) bewohnt sind, obwohl von außen noch nicht verputzt. Mit liebevoller Gestaltung haben es die Polen ja nicht so. Überall sind kleine "Skelp", so eine Mischung aus Kiosk und Tante Emma Laden.Wir überqueren die Weichsel. Nach Elbing sind es noch 28 km. Davor liegt Ellerwald, wo der Gutseleve Gottfried Haese, der uneheliche Vater meiner "weißhaarigen" Uroma Holzberg geb. Preuss herkam. Die Bauern pflügen nach der Ernte die Felder. Kleine Teiche mit Schilf an der Straße. Wir erreichen die Elbinger Niederung. So nennt man das ehemalige Überschwemmungsgebiet westlich von Elbing.Auch Ellerwald wurde früher regelmäßig überschwemmt. Erst nach Eindeichung von Weichsel und dessen Nebenarm Nogat (ab ca. 1565), und der Trockenlegung durch die Technik der Holländer (Ansiedelung der Mennoniten) konnte das fruchtbare Schwemmland nutzbar gemacht werden.Ellerwald in der Elbinger NiederungIn Zeyer (Kepki), dem zuständigen Pfarramt für Ellerwald Trift V, war keine alte Kirche, nur eine moderne Neue. In Ellerwald Trift V wurde der Gottfried Hermann Haese am 2.2.1867 geboren und am 24.2.1867 im Standesamt Zeyer (RegNr: 35) getauft.Seine Eltern, der "Einsasse"* Ferdinand Haese und Nathalie** geb. Schumacher, scheinen aber nicht aus Ellerwald zu kommen. Sie sind in Zeyer nicht verzeichnet, so teilte mir das ev. Zentralarchiv in Berlin mit.Die Kirchenbucheintragungen waren bis 1874 (1.Oktober Einführung der Standesämter) noch sehr ausführlich, später hat man wegen der Standesämter viele Informationen weggelassen. Kamen sie vielleicht aus Elbing?*Ein "Einsasse" war ein "Eingesessener", der eine (kleine?) Landwirtschaft betrieb. In anderen Kirchenbüchern wurde er auch Hofbesitzer genannt. Demnach hatte er eine kleine Landwirtschaft.**Der Vorname der Mutter "Nathalie" ist übrigens sehr untypisch für die ganze Gegend. Kam sie vielleicht aus Russland, wo der Name häufig vorkommt?Ein Familienforscher berichtete mir, dass der Name "Natalie" für Elbing-Land sehr außergewöhnlich sei. Unter seinen über 26.000 Personenblättern habe er nur zwei Mal "Natalie", beide kamen aus Russland."In Zeyer suchten wir nach der Fähre, die auf der Karte eingezeichnet war und von der mir zuvor erzählt wurde. Wo war sie? Als wir schon dachten, dass es sie nicht mehr gibt, entdeckten wir sie hinter Bäumen.Wir waren die einzigen Fährgäste. Hier setzte scheinbar recht selten jemand über. 3 Zloty hat die Fahrt für uns beide gekostet, also 70 Cent. inkl. Foto. Denn der Fährmann wollte uns unbedingt mit unserer Kamera fotografieren, wahrscheinlich waren wir der abwechslungsreichste Höhepunkt seines Tages.Marcus war von der "ausgefeilten" Technik der Fähre begeistert:"Bei Flüssen ohne Schiffsverkehr kann, wie hier, vorliegend eine sehr einfache Art von Fähre benutzt werden. Durch den kompletten Fluss wird eine große Schlaufe in Form eines Drahtseils gespannt die mit einem Motor an Land ständig in Betrieb gehalten wird. Der Fährmann kuppelte die Fähre je nach gewünschter Fahrtrichtung in den "kommenden" oder "gehenden" Teil des Drahtseils. Gebremst wird mit Hilfe eines 3. , sich nicht bewegenden Stahlseils."Auf der anderen Seite angekommen, bogen wir links den "Hauptweg" (ein kleiner Weg) ab. Bei den ersten Häusern frage ich eine Frau nach Jozefowo (Trift V). Ich hoffte, meine Interpretation ihrer Erklärung von "da vorne links" ist richtig. Die Straße verläuft parallel zum Fluss Nogat. Tja, das war wohl nichts! Es war der Weg nach Fischerskampe. Also wenden und auf dem "Hauptweg" links abbiegen. Von diesem gehen die Triften (I bis IV), ganz kleine Feldwege, rechts und links ab.Doch die 5. Trift ist auf meiner Karte leider nicht eingezeichnet. Schade, aber irgendwie sehen die Dörfchen ja sowieso alle sehr ähnlich aus. Und Haese wird es wohl kaum noch geben."Die 5. Trift ist die nördlichste Trift von Ellerwald. Zur Kirche nach Zeyer, die 1920 nicht an den neu gegründeten Kreis "Großes Werder" fiel und bei Elbing blieb, konnte man von der 5. Trift zu Fuß gehen. Die Kirche lag diesseits der Nogat, das Hauptdorf jenseits." ??? Grenzt die 5. Trift an die erste Trift, also die in Flussnähe und nicht an die 4. Trift, die am weitesten entfernt lag?Wir fragen einen Mann auf dem Feld. "Jozefowo?" Kennt er scheinbar nicht. "Janowo", die Trift IV, brummel, brummel, "Tak". (Ja.) "Geradeaus?" Nett, freundlich und auskunftsbereit sind sie ja, nur leider haben wir nichts verstanden. In diesem Fall haben wir aber "geradeaus" richtig gedeutet. Wir biegen rechts in die IV. Trift ab. Ein kleiner Feldweg. Alle 200-300 m ein kleiner Hof bzw. Haus.Bei einem halten wir an um die schönen Sonnenblumen zu fotografieren. Ein Mann kommt schimpfend heraus und meint irgendwas mit "Kameraski". Als er unser Autoschild sah und wahrscheinlich merkt, dass wir deutsche Touristen sind, winkt er ab und geht lachend weg. "Verrückte" wird er sich gedacht haben.Ein Stück weiter halten wir auf dem Feldweg und machen ein kurzes Picknick. Danach wenden wir auf dem engen Feldweg, umgeben von Graben, in mindestens 972 Zügen.Gegenverkehr. Wir fahren rückwärts in den nächsten Hof. Der Hofhund kam an. Also richtig gesagt zwei Hofhunde. Die wollen aber eher spielen als wachen. Einer hing fast zum gucken vorne auf der Motorhaube. Und der kleine Schwarze machte auf meiner Seite "Männchen mit hochspringen". Da geht dem Hundfreund doch das Herz auf.

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Reiseberichte

Reiseberichte

West- und Ostpreussen 2004 Meine Reise in die Vergangenheit führte mich über Pommern nach Danzig und Elbing. Weiter durch den Kreis Mohrungen (u.a. Reichau) ins Emsland. Hier, im Kreis Rössel, besuchte ich vor allem die Orte um Bischofstein herum: Damerau, Prossitten, Polkheim, Kiwitten und Wuslack. Besonderes Highlight: unser Flug über Ostpreussen zum Reisebericht & der Inhaltsübersicht




Über mich

ein kurzer Lebenslauf

So fing alles an. Geboren wurde ich am 6.12.1971 um 18:21 in Rheinhausen / Duisburg. ilumi - interaktive erlebniswelten Nach meinem Studium in Visuellen Kommunikationsdesign und zwei Jahren bei einem Werbefotografen, habe ich zusammen mit meinem Freund Marcus Wengenroth eine Werbeagentur mit Schwerpunkt Internet und 3D Animation gegründet.Unser Büro ist mitten in der Düsseldorfer Altstadt – direkt neben dem Uerigen und dem Killepitsch.Der kleine Grüne ist übrigens “ilmo”, unser Maskottchen.Auf unserer Website kann man sich mit ihm unterhalten (wenn man auf die Augen klickt.)www.ilumi.de Reisen Immer wieder zieht es mich in ferne (und auch nahe) Länder. Ich bin begeistert von anderen Kulturen und reise am liebsten mit dem Rücksack und in öffentlichen Verkehrsmitteln, um so Land und Leute kennen zu lernen.Eine Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn von Moskau bis (fast) ans Japanische Meer war 1984 meine erste Fernreise.Mit Beduinen durch den Sinai und unter dem Sternenhimmel bei Lagerfeuer „open air“ zu übernachten ist sicherlich unvergessen. Ebenso die 1000 km den Stuart Highway durch das Australische Outback und mit Aborigines im „Busch“.Die letzten Reisen führten uns u.a. ins Land meiner Vorfahren, nach Reise in die Vergangenheit von Ost- & Westpreußen machte. Ich ging auf fotografische Spurensuche. Unser Patenkind in Brasilien Seit 10 Jahren unterstützen wir das Projekt „Kinderhilfe Passo Fundo“ und haben ein Patenkind in Südbrasilien, Porto Alegre.Im Januar 2005 waren wir zum ersten Mal dort und konnten uns vor Ort überzeugen, wie sinnvoll diese Hilfe ist.Mit weniger als 1 Euro am Tag können wir - bei ihrem Einkommen von ca. 50 EUR im Monat - sehr viel bewirken.www.passo-fundo.de